
Normandie März 2019
In den Wintermonaten habe ich viel über die Normandie und die Bretagne gelesen und auch viele Reisevideos auf Youtube geschaut. Die Landschaft und die wilde Küste hatten mich fasziniert. Der Entschluss, Frankreich im Frühjahr zu besuchen, stand ziemlich schnell fest. Mir ist bewusst, dass zu meiner Reisezeit Anfang März das Wetter an der Atlantikküste noch sehr wechselhaft sein kann und ich mich auf Regentage, Sturm und Kälte einstellen muss. Dennoch ist der Reiz der Landschaft, die mich erwartet, größer als das Unbehagen vor möglichen Wetterkapriolen.

Die Klippen von Etretat
Tag 1: Vorbereitungen
Also auf zu den Sch´tis! Sollte es mit dem Wetter zu arg werden, kann ich immer noch weiter Richtung Süden fahren. Vom 10. bis 28. März 2019 war ich unterwegs.
Gepackt wurde am Vormittag. Es dauert schon seine Zeit, wenn der Camper wegen des Winters fast leergeräumt ist. Bis auf die Küchenhardware Töpfe, Pfannen, Geschirr usw. war kaum etwas im Auto. Mittlerweile ist es mein vierter Saisonstart mit dem Peugeot und alles geht viel routinierter von der Hand als noch am Anfang.
Aber bevor der Camper beladen wurde, wurde erst einmal der Inhalt der Garage reduziert. Da ich alleine fahre, reichen ein Campingstuhl und -tisch sowie ein klappbarer Beistellhocker als Outdoormöbel völlig aus. Dazu kommen die notwendigen Utensilien wie Stromkabel für 230V, Wasserschlauch, Gießkanne, Werkzeug und Akkuschrauber. Es gesellen sich noch einige Konserven und Getränke dazu. Die zwei 11 kg Gasflaschen sind prall gefüllt. Okay, die Auffahrrampen sind auch noch dabei. Aber dann war es das.
Die Hängeschränke im "Schlafzimmer" und der kleine Kleiderschrank unterhalb des Kühlschranks werden mit Kleidung bestückt. Das Einräumen der Badutensilien und Handtücher geht schnell. Die Lebensmittel finden im Küchenblock und im Kühlschrank ihren Platz.
Den Kühlschrank betreibe ich während der Fahrt mit dem 12V Bordnetz. Sobald ich meine Parkposition für die Nacht erreicht und keinen Landstrom habe, wird auf Gas umgestellt. Das mache ich auch dann, wenn für Landstrom Mondpreise verlangt werden. Bei längeren Pausen zwischendurch stelle ich ebenfalls um. So mache ich es von Anfang an, seitdem ich den Boxer habe. Gas wäre als Energielieferant zwar effizienter, aber das will ich lieber für die Heizung nutzen und gehe den Kompromiss ein. Das Umstellen von Bordstrom auf Gas habe ich bisher nur einmal vergessen. So eine Erfahrung merkt man sich, wenn die Bordtechnik wegen Unterspannung der Aufbaubatterien plötzlich abschaltet und nicht einmal eine LED Lampe noch glimmt... Das passiert mir kein zweites Mal. Garantiert!
Das Bett ist schnell gemacht. Zu dieser Jahreszeit nehme ich noch meine Winterausstattung mit: Federbett und Federkopfkissen. Zusätzlich habe ich noch zwei kuschelige Wolldecken dabei. Beide sollen die Kältebrücken an der Hecktür und im Fahrerhaus erträglicher machen. Damit habe ich letztes Jahr in den italienischen Alpen auf dem Weg nach Sardinien auf 1.000 Meter Höhe und minus acht Grad gute Erfahrungen gemacht. Der Innenraum hielt die Wärme deutlich länger als ohne Decken, was sich positiv auf den Gasverbrauch auswirkte. Es wurde weniger geheizt.
Zum Schluss werden ca. 30 Liter Frischwasser zum Duschen, Abwaschen und Zähne putzen für die ersten Tage in den gereinigten Wassertank aufgenommen. Trinkwasser für den Kaffee am Morgen kommt in einen separaten 10 Liter Kanister. Das Trinkwasser wird alle zwei bis drei Tage erneuert. Diese Art der Wasserversorgung hat sich auf meinen bisherigen Reisen bestens bewährt. Der Boiler wird gefüllt, aber während der Fahrt noch nicht beheizt. Das mache ich erst am Zielort. Und die Wasserpumpe funktioniert auch. Check.
Am frühen Nachmittag war alles verstaut. Die Packliste wurde ein letztes Mal kontrolliert; es ist alles an Bord, was draufsteht. Und noch einiges mehr, was nicht draufsteht.
Tag 1: erstes Etappenziel
Elmshorn - Bremen - Osnabrück - Venlo - Antwerpen - Brügge - Middelkerke 724 km
Bis Bremen war nicht viel los. Der Verkehr lief (Achtung, Wortspiel) trotz des Regens flüssig. In Höhe Wildeshausen ging der Regen allmählich in Graupel über. Anfangs noch zaghaft, sodass ich das noch nicht ernst genommen hatte. Ab Vechta wurde es allerdings heftiger. Inzwischen lagen gut drei Zentimeter Schneematsch auf der Fahrbahn, alle drosselten das Tempo auf etwa 70 km/h. Mehr ging wirklich nicht. Nun gesellten sich auch noch Sturmböen dazu und das Schneetreiben wurde immer heftiger. In Osnabrück war auf der Gegenfahrbahn ein heftiger Unfall geschehen, der zur Vollsperrung Richtung Bremen führte. Die Blaulichter sorgten in dem Schneetreiben für eine bizarre Szenerie. Die Autos stauten sich kilometerlang und schneiten allmählich ein. Der Verkehrsfunk informierte, dass in NRW der komplette Nah- und Fernverkehr der DB eingestellt werden musste. Dutzende umgestürzte Bäume blockierten die Gleise. In meine Richtung war zum Glück freie Fahrt. So zuckelte ich langsam und gelassen Richtung holländische Grenze. Irgendwann musste der Spuk doch vorbei sein.
Richtig! Ab Duisburg war nichts mehr von den Wetterkapriolen zu spüren. Die Böen sind allerdings geblieben. Der Rhein wurde überquert. Die Fahrt durch Holland und Belgien war unspektakulär und erholsam. Im Vergleich zu Deutschland halten sich die Autofahrer in diesen Ländern an die Verkehrsregeln. Das ist wohltuend!
Je näher ich der belgischen Nordseeküste kam, desto heftiger wurde der Sturm. So ein Kastenwagen hat einen Cw- Wert wie eine Schrankwand. Ich hatte gut zu tun, das Fahrzeug in der Spur zu halten. Aber diese Herausforderung hielt mich wach.
Gegen 0:30 hatte ich meinen vorher ausgesuchten kostenfreien Stellplatz (App Park4Night) direkt an den Dünen mit Meerblick erreicht. Der Sturm hatte das komplette Terrain versandet und teilweise überflutet. Nicht einmal mit einem 4x4 wäre ich dort hineingefahren. Mit dem Kastenwagen schon gar nicht. Bei den beiden Ausweichquartieren in der Nähe war es leider nicht besser. Die waren wegen Sturmschäden gesperrt. Schließlich stellte ich das Auto auf einem Hotelparkplatz ab, wo ich niemanden störte. Naja, inzwischen war es 1:00. Wen soll ich da schon stören. Aber das Hotel hatte selbst um diese Zeit noch ein sehr flinkes und kostenfreies WLAN. Das habe ich intensiv genutzt; meine Geräte verlangten nach diversen Updates. Ich musste den Boxer noch einmal wenden, da der Sturm direkt auf die Dachluken hielt und drohte, diese unsanft zu entfernen. Das wäre blöd.
Ich gönnte mir nach der doch recht langen Fahrt zum Abschluss noch ein Bier. Das musste jetzt sein. Die Stimmung im Auto war so, wie ich sie liebe: alles schön warm, eingerollt in mein Federbett und der Sturm schaukelte das Auto hin und her. Eigentlich fehlte nur noch trommelnder Regen auf dem Autodach. Urgemütlich. Irgendwann so gegen 2:30 bin ich dann eingeschlafen.
Tag 2

Middelkerke - Dünkirchen - Calais - Criel sur Mer - Dieppe - Fecamp - Etretat 360 km
Obwohl ich erst spät geschlafen hatte, war ich um 7:30 wach. Der Sturm war etwas weniger geworden; der Boxer hatte eine dicke Kruste aus Regen, Schlamm, Sand und Salz auf seiner Außenhaut. Die Windschutzscheibe habe ich gründlich reinigen müssen vor der Weiterfahrt; der Rest folgt irgendwann später. Ohne Frühstück und Kaffee bin ich gestartet. Das Auto lief gestern schon auf Reserve, ich wollte erst einmal tanken. So etwas macht mich einfach unruhig. Inzwischen sagte mir die Tankanzeige, ich hätte gar keinen Diesel mehr und solle etwas nachfüllen. Aber er sprang an. Die App "Around me" zeigte mir in 1,4 km Entfernung eine Texaco an. Okay, dachte ich, das kann ich notfalls auch noch zu Fuß schaffen. Die Tankstelle hatte leider demontierte Zapfsäulen, die Fensterscheiben waren mit Zeitungspapier abgeklebt und vor neugierigen Blicken geschützt. Hier war schon lange kein Betrieb mehr. Na super! Die nächste Tanke war in zwei Kilometer Entfernung. Und der Motor lief immer noch. Auch die Strecke dorthin schaffte ich. Puh... Der Tank hat 83 Liter Diesel aufgenommen. Soviel hatte ich noch nie getankt. Jetzt brauchte ich erst einmal einen frisch aufgebrühten Kaffee aus der Bordküche.
Ich habe mir vorgenommen, auf Autobahnfahrten in Frankreich möglichst zu verzichten und Landstraßen zu nutzen. Das kostet zwar Zeit, aber die nehme ich mir. Ich möchte möglichst viel von Land und Leute sehen. Die Landstrassen sind meistens in recht ordentlichem Zustand. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit 80 km/h ist ein ideales Reisetempo. Die LKW benutzen überwiegend die Autobahnen; auf den Landstraßen sind kaum welche unterwegs. Durch die vielen Kreisverkehre und Ortschaften reduzieren sich die durchschnittlich gefahrenen Kilometer pro Stunde doch sehr. Viel mehr als 50 km sind kaum zu schaffen.
Ich fahre die Küstenstraße D601, später die D940. Dünkirchen und Calais sind graue Seehafenstädte. Beide lasse ich rechts liegen. Dafür gibt es Abstecher nach Boulogne-sur-Mer, Criel-sur-Mer und Fécamp. Die kleinen Städte sind leider für Wohnmobile und für Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen zGG gesperrt, man muss außerhalb dieser Zonen einen Parkplatz finden. Aber es lohnt sich.
Die Abstecher kosten natürlich Zeit. So habe ich das Etappenziel Etretat erst am späteren Nachmittag erreicht. Der ruhige Stellplatz liegt am Stadtrand und kostet für 24 Stunden € 8,--. Dafür gibt es Ver- und Entsorgung. Strom ist momentan noch kostenfrei und mit vier Ampere abgesichert. Ab 1. April kostet der Strom € 4 für 24 Stunden. Zu Fuss ins Zentrum und an den Strand dauert es ca. 20 Minuten. Der Platz ist für den Preis empfehlenswert. Die Infrastruktur könnte besser sein.
Am Abend musste ich mir nach den beiden langen Fahrtagen noch die Füsse vertreten und bin ins Zentrum gegangen. Man merkt, dass noch Vorsaison ist. Viele Restaurants und Geschäfte waren geschlossen. Ich versuche mein Glück morgen Vormittag noch einmal. Zum Ausklang des Tages gab es noch das obligatorische Bier. Zu Hause hatte ich mir von Netflix einige Filme heruntergeladen und wollte mir einen davon ansehen. Da die Nacht zuvor aber recht kurz war, wurde das nichts. Ich musste schlafen.
Tag 3

Etretat - Honfleur - 67 km
Bevor es nach Honfleur geht, muss ich noch das Zentrum von Etretat aufsuchen und vor allem die legendären Kreideformationen an der Küste ansehen. Die Steilküste hat Etretat zum beliebtesten Seebad an der Cote d´Albatre (Alabasterküste) gemacht. Der Ort zeigt die typischen Fachwerkbauten der Normandie.
Der Aufstieg auf die Klippen bei Windstärke 6 hatte was. Oben wurde ich mit einem wunderbaren Ausblick belohnt.
Nachdem ich mir in einer Bar an der Strandpromenade einen völlig überteuerten Milchkaffee gegönnt hatte, ging es zurück zum Stellplatz. Alles wurde eingepackt und verstaut. Anschließend fuhr ich weiter nach Honfleur. Die heutige Etappe ist mit knapp 70 km kurz. Um den Großraum Le Havre zu umfahren, wählte ich die Inlandsstrecke und verabschiedete mich vorübergehend von der Küstenstraße. Diese hätte zwangsläufig durch Le Havre geführt; das wollte ich nicht. Statt über die Pont de Normandie zu fahren, überquerte ich die Seine über die 1959 eingeweihte Pont de Tancarville. Eine Maut von € 3,20 musste ich zahlen. Die Brücke überspannt die Seine in einer lichten Höhe von 51 m und ist 1,4 Kilometer lang. Sturmtief "Franz" ließ ordentlich seine Muskeln spielen. Ich schlich förmlich auf die andere Seite des Flusses und musste dem großen Winddruck kräftig entgegenarbeiten. Mit der Überquerung der Seine befinde ich mich nun im Departement Calvados. Das klingt vielversprechend. Über schmale und kurvige Straßen (max. 3,5 Tonnen) ging es am Südufer weiter nach Honfleur.
Der Stellplatz liegt mitten an der Marina. In die Altstadt sind es von hier nur ein paar Minuten zu Fuß. Zentraler geht es nicht. Pro 24 Stunden werden € 11 inklusive Strom (5 Ampere) fällig. Gezahlt werden kann nur mit Karte (Master oder Visa). Die Stromstärke reicht aus, um meinen Heizlüfter auf Stufe 1 zu betreiben. Das genügt, um das Auto angenehm warm zu halten. Mehr Verbraucher sollten allerdings nicht parallel betrieben werden.
Momentan stehen hier etwa 25 Mobile. Der Platz hat ein Fassungsvermögen von 240 Fahrzeugen. Bei Vollbelegung im Sommer möchte ich hier nicht sein...
Heftige Regenschauer hielten mich heute von einem Altstadtbesuch ab. Der ist morgen dran. Der Tag klang ruhig aus.
Das französische Netz ist übrigens hervorragend. Selbst in den abgelegensten Regionen habe ich 4G Empfang. Und schnell ist es auch. Bis Ende März habe ich von meinem Provider insgesamt 10 GB zur Verfügung. Das müsste für die drei geplanten Wochen eigentlich reichen. Ich komme auf das Thema zu einem späteren Zeitpunkt mit einem Update zu meinen Erfahrungen noch einmal zu sprechen.
Tag 4
Honfleur - 0 km
Die Nacht war ruhig und ich habe gut geschlafen. Ich habe beschlossen, einen weiteren Tag zu bleiben. Die Stadt ist so vielfältig, da brauche ich mehr Zeit. Heute geht der neue Blog ins Netz und dafür will ich noch ein paar Fotos machen. Es ist trocken, aber sehr windig bei etwa 8°. Ideales Wetter für einen ausgedehnten Stadtrundgang.
Tag 5
Honfleur - Villers-sur-Mer - 24 km
In der Nacht wurde ich von heftigen Sturmböen und Regen geweckt.
Der Regen wurde gegen Mittag weniger, der Sturm blieb. Ich hatte mich dennoch zum Aufbruch entschlossen. Ich hätte demnächst ein neues Ticket für den Stellplatz für weitere 24 Stunden lösen müssen.
Der Weg aus Honfleur führte mich zum Abschied an der Touristenattraktion am Binnenhafen Vieux Bassin vorbei. Der eigentlich sehr malerische Ort sah bei dem Schmuddelwetter trist aus. Touristen waren nicht auszumachen. Die D513 brachte mich von der Stadt direkt wieder auf die Küstenstrasse. Zwischen den Häusern konnte ich rechts von mir das Meer toben sehen. Die Straße ist kurvig, hügelig und sehr schmal (max. 3,5 t). Leider regnete es ununterbrochen. Ich war dennoch beeindruckt von dem Schauspiel der Naturgewalten. Die Cote de Grace und später die Cote Fleurie zeigten eine Vielzahl der typischen Fachwerkhäuser der Normandie. Die Häuser standen teilweise am Hang und hatten Meerblick. Traumhaft.
Meine heutige Strecke wird kurz bleiben. Ich hoffe immer noch auf besseres Wetter, um meine Aufenthalte am Strand intensiver genießen zu können als es bisher der Fall war. In Villers-sur-Mer habe ich einen Stellplatz aufgesucht und verbringe die Nacht dort (€ 12 inklusive Strom und Ver- und Entsorgung). Das Zentrum ist zwei Kilometer entfernt. Auf dem Weg zum Supermarkt Carrefour habe ich mich auf der Strandpromende ordentlich durchpusten lassen. Villers-sur-Mer ist ähnlich wie Deauville ein mondänes Seebad mit Kilometer langem Sandstrand. Im Sommer dürfte einiges mehr los sein als derzeit. Die meisten der Feriendomizile hatten noch geschlossene Fensterläden.
Die Einkäufe waren schnell erledigt. Auf dem Weg zurück zum Stellplatz hatte ich angenehmen Rückenwind und war um einiges schneller als auf dem Hinweg. Dann wurde in der Bordküche geschnippelt und gebrutzelt. Inzwischen hatte ich Hunger.
Ach, war das köstlich. Abgewaschen wurde selbstverständlich auch noch. Den Abend habe ich mit Lesen und Film sehen verbracht.
Tag 6

Villers-sur-Mer - Cabourg - Luc-sur-Mer - Arromanches-les-Bains - Englesqueville-la-Percée - 119 km
Heute war D-Day. Ich habe alle fünf Strandabschnitte, an denen die Alliierten am 6. Juni 1944 die Befreiung Europas vom Nationalsozialismus einleiteten, abgefahren: Sword Beach (Briten und Franzosen), Juno Beach (Kanadier), Gold Beach (Briten), Omaha Beach und Utah Beach (jeweils Amerikaner). Das sind stolze 50 Küstenkilometer, die damals kontrolliert werden mussten. Eine ungeheure logistische Leistung. Davon zeugen heute noch überall in dieser Gegend Kriegsreliquien. Auf fast jedem Marktplatz steht eine Haubitze oder ein Sherman Panzer. 150.000 Alliierte standen 40.000 Deutschen gegenüber. Um die Landungstruppen versorgen zu können, wurde in Arromanches-les-Bains einer von zwei künstlichen Häfen errichtet, an denen die Versorgungsschiffe anlegen und ausladen konnten. Über schwimmende Pontonbrücken wurden die Güter schließlich an Land gebracht. Reste dieser Pontons sind heute noch in der Bucht zu sehen; bei Ebbe kann man dorthin wandern. Der zweite künstliche Hafen weiter westlich wurde bei einem Sturm zerstört und von den Alliierten aufgegeben.
Das Museum in Arromanches hat anhand eines Modells den Aufbau des künstlichen Hafens anschaulich nachgebildet. Originale Filmaufnahmen sind im Multimediaraum zu sehen. Ich empfand die Informationen und visuellen Eindrücke einerseits beeindruckend, andererseits aber auch sehr beklemmend.
Auf meiner Weiterfahrt bin ich immer mal wieder von der Küstenstrasse abgebogen und habe Stichstrassen Richtung Strand befahren. Dabei habe ich versucht, mich in die Menschen und in die Situationen von damals hinein zu versetzen. Es ist mir nicht gelungen.
Es fiel mir nicht leicht, abzuschalten. Meine Gedanken kreisten immer wieder um die Landung.
Durch die vielen Stopps dauerte die heutige Etappe lange. Aber das war es wert. Obwohl sich sicherlich einige Dramen abgespielt haben dürften, sind die Küstenabschnitte mit ihren kilometerlangen Sandstränden einfach schön. Das Schmuddelwetter hielt mich von Strandspaziergängen ab. Es war ungemütlich, obwohl das Thermometer 12 Grad zeigte.
Nun wurde es Zeit, sich um einen Stellplatz zu kümmern. In einer Stunde würde es dunkel sein. Ich wurde schnell fündig. Der Platz liegt direkt an einem 200 Jahre alten Bauernhof und bietet sechs grosszügige Parzellen. Er ist etwa vier Kilometer vom Omaha Beach entfernt. Inklusive Strom werden € 7,-- pro Nacht verlangt. Wer nur entsorgen möchte, zahlt € 3. Dann folgte die abendliche Routine: Essen machen, abwaschen, ein bisschen Aufräumen, lesen und einen Film sehen. Gegen Mitternacht wurde versucht zu schlafen. Mich beschäftigte das heute erlebte immer noch.
Tag 7
Englesqueville-la-Percée - Gouville-sur-Mer - 75 km
Die Kühe machten sich gegen 7:00 lautstark bemerkbar. Wahrscheinlich wollten sie gemolken werden. Die Nacht war damit für mich vorbei. Also erst einmal die Heizung einschalten (im Auto waren 13°) und einen Kaffee machen.
Ich verlasse heute die Invasionsstrände und fahre in südwestliche Richtung auf die Halbinsel Cotentin (Department Manche). Unterwegs tanke ich bei einem Carrefour Supermarkt für € 1,44 pro Liter Diesel. Die Tankstellen an den Supermärkten sind immer noch die günstigsten.
Mir gefällt es weiterhin ausgesprochen gut, nur auf Landstraßen unterwegs zu sein. Mit 70 bis 80 km/h tingele ich durch die Gegend. Die Franzosen haben einen entspannten Fahrstil. Jedenfalls über Land; in der Stadt ist das manchmal anders. Aber daran gewöhnt man sich auch. Google hat hin und wieder eine abenteuerliche Routenwahl, was Beschaffenheit und Breite der Strassen angeht. Die sind eher mit unseren Kreisstrassen vergleichbar. Mit dem Kastenwagen sind die Wege aber gut zu meistern. Mit Fahrzeugen über sieben Meter wird es manchmal schwierig.
Am späten Vormittag erreiche ich mein Etappenziel und stehe direkt an den Dünen mit Blick auf das Meer. Der Wind ist glücklicherweise nicht so stark wie die letzten Tage. Sonst wäre es hier wahrscheinlich nicht auszuhalten. Der Platz kostet € 8 inklusive Strom sowie Ver- und Entsorgung und bietet eine Traumaussicht. Die Sonne kommt durch und verdrängt die Wolken mehr und mehr. Aktuell sind es 16°!
Nach den tristen und verregneten letzten Tagen ist die Sonne Balsam für die Seele. Ich absolviere einen dreistündigen Strandspaziergang und bin völlig durchgeschwitzt, als ich den Boxer wieder erreiche. Nach einer Dusche gab es zur Belohnung Kaffee und Kekse.
Am frühen Abend frischte es auf. Der Himmel war zugezogen. Das Auto begann wieder hin und her zu wanken. Ausser mir standen noch zwei Camper hier. Viele Tagesausflügler hatten den Stellplatz inzwischen verlassen.
Die Uhr zeigt 19:27 und es ist fast dunkel. Das Meer hat sich 150 Meter zurückgezogen, es herrscht Ebbe.
Ich muss mir Gedanken über die weitere Route machen. Auf dem Plan stehen noch Le-Mont-Saint-Michel (natürlich) und Saint-Malo. Ob es aber so schlau ist, diese Orte an einem Sonntag aufzusuchen, wenn sicherlich auch viele Einheimische unterwegs sind, weiss ich nicht. Wahrscheinlich mache ich am Sonntag eher einen Ausflug nach Barfleur, dem angeblich schönsten Fischerort Frankreichs. Die anderen beiden Orte sind dann Montag dran. Das klingt gut, so mache ich das.
Tag 8

a) Gouville-sur-Mer - Barfleur - Cherbourg - Barneville - Gouville-sur-Mer
180 km
Man soll den Tag ja nicht vor dem Abend loben. Und vor dem Morgengrauen schon gar nicht. Was war los?
Gegen 4:00 in der Früh hatte der Sturm derart zugenommen, dass ich Angst um mein Auto hatte. Vor allem aber um meine Dachluken. Die waren zwar fest verriegelt, aber der Sturm zerrte und rüttelte daran herum, als ob sie gleich wegfliegen wollten. Ohne Luken fahren wäre jetzt blöd (habe ich das schon einmal irgendwo geschrieben? Kommt mir so bekannt vor...). Das war mir zu heikel. Also bin ich aufgestanden. Der eigentlich fest gewalzte Stellplatz war vom Regen aufgeweicht, sodass überall große Pfützen waren. Ich löste das Kabel für die Stromversorgung am Auto und an der Säule und gab mir Mühe, die Stecker nicht durchs Wasser zu ziehen. Ich wollte sie ja gleich an einer anderen Säule ein paar Meter weiter wieder anschießen. Das klappte zumindest. Ich warf das pitschnasse und völlig verdreckte Kabel durch die offene Schiebetür, wo sich gleich noch Hektoliter Regen dazu gesellten. Und Tür zu. Wam! Die Dachluken klapperten bedenklich. Ich war übrigens froh, dass ich mir in der Eile nur Crocs angezogen hatte. Da konnte das knöcheltiefe Wasser gleich wieder heraus laufen.
Schnell ums Auto herum und eingestiegen. Der Wagen sprang sofort an. Ich fuhr etwa 150 Meter weiter, dorthin, wo die Dünen deutlich höher waren und mehr Schutz bieten sollten. Wer braucht schon Meerblick... Ich hatte tatsächlich eine gut geschützte Stelle erwischt. Hier war vom Sturm erheblich weniger zu spüren und die Dachluken verhielten sich ruhig. Gut so. Schnell das Stromkabel noch anschliessen und wieder rein. Brrrr! Ich sah vom Regen und herumwehenden Sand irgendwie gepökelt aus. Tapfer wie ich war, habe ich mich draussen ausgezogen und die Klamotten in die Küchenspüle geknüllt. Dann abtrocknen und die Heizung anschalten. Die nassen Klamotten verteilte ich im Auto zum trocknen. Nach so viel Nässe von außen kam nun auch noch Nässe für Innen. Ich gönnte mir einen Brandy. Doppelt, na klar. Es war ja schon nach vier Uhr.
Mit der Nachtruhe war es erst einmal vorbei. Ich habe mich in mein Federbett eingekuschelt und gelesen. Gegen 6:00 muss ich eingeschlafen sein.
Etwa um 9:00 trommelte mich der Regen wach. Mal wieder. Die Wetteraussichten für heute waren mies. Es würde voraussichtlich den ganzen Tag regnerisch und stürmisch bleiben. Ich wollte aber nicht den Tag im Auto verbringen. So beschloss ich, die Halbinsel Cotentin, auf der ich mich befand, zu umrunden. Nach einem Kaffee ging es los. Die erste Station war Barfleur an der Ostküste. Das ist ein niedlicher kleiner Fischerort mit 1.200 Einwohnern, der von einer großen ausladenden Mole vor der See geschützt wird. Ich hatte Glück und habe eine Regenpause erwischt, sodass ich mir den Ort ein wenig ansehen konnte.
Von Barfleur fuhr ich die Küstenstrasse nach Cherbourg. Die Route ist einmalig schön. Bei Sonne. Jetzt kann ich kaum die Grenze zwischen Meer und Wolken erkennen. Es ist alles grau. Cherbourg durchfahre ich wegen des Wetters leider nur. Das Zentrum um den Yachthafen sah nett aus. Schade.
Es folgt noch ein Stop in Barneville an der Westküste. Meine Fotoausrüstung lasse ich Wetter bedingt im Auto. Aber ein Handyfoto gelingt mir noch.
Ich musste mich bei unfreundlichen 6° vor dem nächsten Schauer sputen.
Es ging zurück nach Gouville-sur-Mer. Hier wollte ich eine weitere Nacht verbringen, um am Montag Le-Mont-St-Michel und St-Malo anzuschauen. Das wären von hier nur etwa 60 km. Unterwegs kriege ich immer wieder kräftige Schauer ab. Inzwischen kommen mir erste Zweifel, ob ich tatsächlich im Norden bleiben soll.
Als ich den Stellplatz in Gouville-sur-Mer erreiche, ist dieser wegen Überflutung nicht mehr befahrbar. Die anderen Wohnmobile, die heute Morgen noch hier waren, sind verschwunden. Ich parke in einer Nebenstrasse und überlege, wie es weitergehen soll. Die Wetteraussichten sind für die nächsten drei Tage schlecht, es soll so unbeständig und kalt bleiben. Ich hole die Landkarten heraus. Ach, denke ich, sooo weit bis zum Mittelmeer ist es nun auch nicht. Google nennt mir 1.078 km bis Perpignan. Wenn ich heute Abend noch starte und ein paar hundert Kilometer schaffe, ist es morgen nicht mehr ganz so viel zu fahren.
Die Ver- und Entsorgungsstation ist noch zugängig. Das wird vorm Start alles noch erledigt. Wegen meiner Tagestour war ja bereits alles andere verstaut. Gegen 19:00 mache ich mich auf den Weg. Ein weiterer Punkt wird ebenfalls geopfert: Ich werde Autobahnen nutzen. Der Gedanke an 1.100 km über Landstrasse zu fahren und der damit verbundene Zeitaufwand ist gruselig.
Dass mich so ein Wetter treffen könnte, war mir vor der Abfahrt schon klar. Wenn es dann eintritt, ist es doch irgendwie ernüchternd. Aber die Option, meine Pläne zu ändern, war von Beginn an gegeben.
Ich habe unglaublich schöne Landschaften, Städte, Dörfer und traumhafte Strecken in der Normandie kennengelernt. Nicht einen Tag davon möchte ich missen. Meine Entscheidung aber ist gefallen. Mont-St-Michel und St-Malo müssen warten. Ich habe auch noch die Bretagne zu besuchen. Ich komme auf jeden Fall wieder.
Immer noch Tag 8
b) Gouville-sur Mer - Rennes - Nantes - Niort - 398 km
Für die ersten 80 km bis zur Autobahn hat Google mir wieder perfekte kleine und kleinste Landstrassen herausgesucht. Dafür habe ich fast zwei Stunden benötigt.
Die Autobahnfahrt verlief unspektakulär. Ich hatte ganz vergessen, wie unmöglich die Mautautomaten angebracht bzw. konzipiert sind. Für einen Kastenwagen passen die einfach nicht. Die Tasten für PKW sind viel zu niedrig und man kommt nicht an die Klappe für das Wechselgeld heran. Fenster herunter und hinaus hangeln ist die einzige Option. Mindestens eine Münze verliert man garantiert bei dieser Turnübung. Zurückholen: aussichtslos. Überall an den Mautstationen sind Kameras. Die Franzosen lachen sich bestimmt schlapp, wie die Touristen sich an den Automaten abmühen. Weiter oben sind die Schächte für LKW. Da kommt man auch nicht dran, viel zu hoch. Seit der dritten Zahlstation und einer Vielzahl an gymnastischen Verrenkungen fahre ich nun äusserst rechts in die Box (die Automaten stehen links) und bis direkt zur Schranke heran. Dann lässt sich die Autotür öffnen, man kann aussteigen und sein Ticket problemlos in den Automaten einführen und die Maut bezahlen. Die nachfolgenden Autofahrer schauen einen zwar verwundert an, aber keiner hupt. Ist der Vorgang erledigt, öffnet sich die Schranke. Man kann entspannt wieder einsteigen, sich anschnallen und weiterfahren.
Gegen 23:30 wurde ich müde. Ich fuhr in Niort ab und habe in Autobahnnähe auf einem hell erleuchteten Parkplatz in einem kleinen Dorf übernachtet (gefunden mit der App Park4Night). Das Licht störte mich nicht. Ich bin ziemlich schnell eingeschlafen.
Tag 10
Cabanes - Mont-Roig (Camping Playa y Fiesta) - 299 km
Die Nacht war ruhig, ich habe gut geschlafen. Den Genuss einer Dusche wollte ich heute morgen gleich noch einmal haben. Wer weiss, wann es das nächste Mal wieder so ausgiebig möglich sein wird. Im Auto duschen ist immer spärlich, da der Wasservorrat begrenzt ist. Und dann das ganze Trocknen hinterher... Umso schöner dann, wenn das Wasser Minuten lang laufen kann. Herrlich.
Nach dem obligatorischen Kaffee, der traditionell per Hand gefiltert wird, ging es los. Das Einpacken geht inzwischen schnell, die Routine ist wieder da. Und trotzdem gibt es fast jedes mal wenigstens eine Schublade, die nicht verriegelt ist, um dann in der ersten Kurve krachend auf ihrer Gleitschiene bis zum Anschlag herauszuschiessen. Menno!
Den Grossraum Barcelona wollte ich grosszügig umfahren. Ich hatte bei Google deshalb "Mautstrassen vermeiden" eingegeben. Die Tour wurde dadurch um 20 km länger, was völlig okay ist. Mehr Zeit kostet sie auch, aber die habe ich. Und dafür wurde ich sogar belohnt. Die Route zwischen Vic und Manresa führt über die C-25 mitten durch das Gebirge. Die Strasse ist sehr gut ausgebaut und auch für grössere Fahrzeuge geeignet. In lang gezogenen Kurven geht es immer dreispurig bergauf und bergab. Bergauf jeweils zwei spurig, sodass langsam fahrende Fahrzeuge überholt werden können. Ist die Passhöhe erreicht, fährt man einspurig bergab. Dann hat die Gegenfahrbahn zwei Fahrstreifen. Die Steigungen haben zwischen 5% und 8%. Ich musste teilweise in den vierten Gang zurückschalten, um bergauf nicht zu sehr an Schwung zu verlieren. Der Camper musste ganz schön arbeiten. Zeit zu fotografieren gab es während der Kurvenhatz nicht, und leider auch keine Parkplätze. Begleitet hat mich dabei strahlend blauer Himmel. Ich bin sehr froh, diese Strecke gewählt zu haben. Die Alternativroute wäre in der Ebene immer parallel zum Meer verlaufen. Aber die kannte ich schon aus 2017.
Kurz hinter Tarragona habe ich beim Aldi die Vorräte für die nächsten Tage wieder aufgefüllt. Vor allem brauchte ich einige "San Miguel", das wohlschmeckende spanische Bier. Die französischen Sorten haben meinen Test leider nicht bestanden.
Gegen 14:00 hatte ich den Campingplatz "Playa y Fiesta" erreicht. Die Platzwahl fiel nicht schwer, hier war ich 2017 schon einmal. Die Rezeption hatte wie immer um diese Zeit geschlossen und öffnet um 16:00 wieder. Ich hatte genügend Zeit, einen geeigneten Platz suchen. Schnell wurde ich fündig, ich kannte mich ja schon aus. Der Platz kostet bis 31.März € 12,50 die Nacht inklusive allem. Ab 1.4. werden € 15 berechnet. Die Stromstärke reichte aus, um meinen Heizlüfter auf Stufe I zu betreiben. Dusche, WC, Waschmaschine (€ 4), all das bietet der Campingplatz. Und in 30 Sekunden ist man am Mittelmeer.
Ein idealer Platz. Allerdings ist rundherum auch nichts, was man fussläufig in angemessener Zeit erreichen könnte. Ohne Fahrrad oder sonstige Fortbewegungsmittel ist man am Platz gebunden. Es gibt viele Langzeitcamper, die hier überwintern und den Sommer woanders verbringen. Meist in der Heimat. Dafür wäre mir der Platz zu abgelegen.
Den Rest des Tages habe ich mit Putzen verbracht. Der halbe normannische Strand war noch im Auto verteilt. Das musste dringend beseitigt werden. Es blieb ein wenig Zeit und ich konnte noch etwas in der Sonne sitzen und lesen. Bei angenehmen 16° übrigens. Danach gab es etwas zu Essen und der Heizlüfter wurde in Betrieb genommen. Sobald die Sonne verschwunden ist, wird es auch sehr schnell sehr frisch. Es war sternenklar, die Nacht würde kalt werden.
Tag 11
Camping Playa y Fiesta - 0 km
Die Nacht wurde kalt. Gefroren habe ich aber nicht.
Nach der langen Fahrstrecke von Sonntag und Montag wollte ich mir einen Ruhetag gönnen und ausspannnen. Es begann mit einem langen Frühstück mit zwei gekochten Eiern (!), Kaffee und Baguette. Es folgten in beliebiger Reihenfolge Lesen, Blog schreiben, Musik hören, Autoscheiben sauber machen, Müll wegbringen (auch in Spanien wird getrennt) und meinen Mitmenschen bei ihren Tätigkeiten zusehen. Ach ja, und geduscht wurde auch wieder ausgiebig.
Am Nachmittag musste ich mich bewegen und bin gut zwei Stunden am Strand gelaufen ud habe fotografiert.
Der Abend wurde wieder mit Lesen und Schreiben verbracht. Gegen 23:00 wurde geschlafen. Morgen ist wieder Fahrtag!
Tag 12
Playa y Fiesta - Andorra la Vella - Sainte-Marie-la-Mer - 393 km
Der eine Tag Pause tat sehr gut. Ich fühlte mich wieder frisch (klar, ich hatte geduscht) und wollte wieder los. Ziel waren die Pyrenäen.
Seit einigen Tagen gibt es morgens nur Kaffee. Erst gegen Mittag folgt dann meistens Obst; nach Ankunft am Zielort wird eine Kleingkeit gekocht oder gebraten. Das gefällt mir ganz gut. Abgewaschen hatte ich noch am Vorabend, sodass ich bereits um 8:30 startklar war.
Natürlich sollte die Route wieder mautfrei gefahren werden. Ich möchte Land und Leute sehen. Darum bin ich hier. Wie schon die letzten beiden Tage strahlt auch heute die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Es sind mittlerweile 12° und der Tag verspricht gut zu werden. So macht das Fahren Spass. Zugegeben, einige Streckenabschnitte auf spanischer Seite ziehen sich. Es geht durch viele Ortschaften mit Kreisverkehren und Verkehrs beruhigenden Bumpern, die man ernst nehmen sollte. Überfährt man diese Hindernisse in zu hohem Tempo, fliegt einem im Auto buchstäblich alles durcheinander. Ab dem zweiten Versuch habe ich es dann auch in der Praxis so angewendet, also immer schön langsam.
Die ersten 70 Kilometer gingen gemütlich durch Hügelland, bis es dann ins Gebirge ging. Das waren die Vorboten der Pyrenäen. Die C-14 ist ebenfalls gut ausgebaut. Ein Kastenwagen hat im Vergleich zu einem PKW einen völlig anderen Schwerpunkt. Rasant um bzw. in die Kurven fahren mag er gar nicht. Durch den höheren Aufbau neigt er zum Über- oder Untersteuern. Also gilt auch hier wie schon bei den Bumpern: langsam. Hat man sich an die Eigenschaften gewöhnt, läuft es prima.
Von Süden gibt es nur eine Zufahrtstrasse nach Andorra. Die wird mit Tempo 30 km/h einspurig durch ein grosses Gebäude geführt, dessen Wände von einer Felswand zur anderen reichen. Ein Umfahren ist also unmöglich. Gemsen hätten vielleicht noch eine Chance. Es gab einen Rückstau. Jedes nach Andorra einfahrende Auto wurde in Augenschein genommen. Einige wurden heraus gewunken. Natürlich gehörte ich dazu. Ich griff zu meinem Rucksack, um die Papiere heraus zu holen und öffnete das Fenster. Ein junger Mann ohne Uniform sprach mich in gutem Deutsch an und wollte mich für das andorrianische Fremdenverkehrsamt kurz interviewen. Gerne gab ich ihm die gewünschten Informationen.
Es dauerte nach dem Grenzübertritt gar nicht lange, und man ist in La Vella, der Hauptstadt. Quirlig, wuselig, südländisch, weltoffen. Soweit ich das aus dem Fahrerhaus beurteilen konnte. Es gab leider keine Möglichkeit, das Fahrzeug irgendwo abzustellen und zu parken. Der Verkehr wurde von der Polizei geregelt, Ampeln geflissentlich ignoriert. Um den Gesten der Polizei Gehör und Nachdruck zu verschaffen, malträtierten sie ihre Trillerpfeifen ordentlich. Der Spuk dauerte knappe 10 Minuten, dann hatte ich die Stadt durchfahren. Puh!
In El Tarter, einem Skiort auf 1.800 Meter Höhe, machte ich Pause. Ringsherum waren viele Leute in Ski Outfit auf dem Weg zur Seilbahn, um bei dem tollen Wetter die Abfahrt zu genießen. Ich briet mir in der Mittagssonne auf einem Parkplatz zwei Würstchen auf meinem Outdoorkocher und beobachtete das lustige Treiben.
Dann ging es weiter, immer höher. Am Pas de la Casa hatte ich die 2.000 Meter Grenze überschritten. Die Strassen waren geräumt und trocken, aber links und rechts der Fahrbahn lag Schnee.
Dann ging es wieder bergab Richtung Frankreich. Andorra ist wirklich nicht gross. Aber vorher habe ich für € 1,03 pro Liter vollgetankt. Das reinstes Schlaraffenland für Menschen, die ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor fahren.
Am Fuß des Passes, immerhin noch auf 1.300 Meter Höhe, musste ich mich entscheiden. Links herum den mautpflichtigen Tunnel nehmen oder rechts herum die Paßstrasse. Beide Möglichkeiten führten zu meinem Ziel Perpignan. Das Wetter war super und ich will ja Land und Leute kennen lernen. Also wählte ich die Paßstrasse. Ganz ehrlich: hätte ich gewusst, was mich erwartet, ich hätte mich anders entschieden.
Auch die Franzosen können gute Gebirgsstrassen bauen. Die N116 führt eng am Berg vorbei mit ausladenden gut zu fahrenden Kurven. Tunnel gibt es kaum, die Berge werden umfahren. Mit dem Motorrad hätte ich richtig Spaß gehabt. Die Streckenführung erinnerte mich ein wenig an die Gebirgsstrassen in der Nähe von Rovereto im italienischen Trentino. Mit dem Kastenwagen hielt sich der Fahrspass jedoch in Grenzen.
Unterwegs hielt ich nur noch einmal an, um diese Ingenieurskunst zu fotografieren. Für den Petit Train Jaune , im Volksmund Pyrenäenmetro genannt, wurde rund 200 Meter unterhalb der Paßstrasse diese Hängebrücke in die Felsen gebracht. Das ist schon beeindruckend. Diverse Tunnel gehören natürlich ebenso zu dieser ausgefallenen und markanten Strecke, die die Städte Perpignan und Barcelona miteinander verbindet.
Für die letzten 147 km bis Perpignan habe ich fast fünf Stunden benötigt und war zum Schluss ganz überrascht, als die Kurven immer weniger wurden. War das etwa schon alles? Im Ernst: es war genug.
Ich hatte mir einen schönen Stellplatz in Sainte-Marie-la-Mer in der Nähe von Perpignan herausgesucht. Der kostet € 6 für 24 Stunden. Möchte man Strom haben, kommen weitere € 3 hinzu. Strom brauchte ich nicht. Ich war den ganzen Tag gefahren, die Akkus waren voll. Geheizt wurde heute Abend mit Gas.
Nebenan war ein kleiner Supermarkt, ich brauchte frisches Baguette und Bananen. Das reicht für heute Abend und für das Frühstück morgen. Zum Strand sind es 900 Meter und Bewegung hätte mir nach der langen Autofahrt bestimmt gut getan. Aber ich war geschafft und habe einen Schlaffi Abend im Kastenwagen vorgezogen. Mann, war ich müde...
Tage 13 und 14
Von Sainte-Marie-la-Mer nach Saint-Leger-sur-Dheune - 643 km
Ich finde es immer wieder faszinierend, mit welcher Hingabe die Franzosen ihren Ortschaften klangvolle Namen geben. Lest nur die Namen der Ortschaften der heutigen Route. Großartig.
Heute sollte es weiter Richtung Norden gehen. Ich will in die Vogesen und mir die Route des Cretes ansehen. Diese Militärstraße aus dem Ersten Weltkrieg haben die Franzosen zur Versorgung ihrer Truppen gebaut. Die Strecke führt über rund 80 km über den Bergkamm und bietet bei gutem Wetter sensationelle Aussichten. Vor zwei Wochen waren die Paßstrassen wegen Schnee noch gesperrt. Inzwischen sollen sie frei sein. Mal schauen.
Dass es heute letztlich soviel Kilometer werden, war nicht geplant. Eigentlich wollte ich mir in der Gegend um Clermont-Ferrand einen Stellplatz suchen. Aber dazu später mehr.
Hatte ich es gestern Abend aus konditionellen Gründen nicht mehr geschafft, das Meer zu besuchen, führte mich heute der erste Teil der Strecke direkt dorthin. Die Strasse verlief Kilometer weit über eine schmale Landzunge. Rechts von mir das Meer, links von mir eine Lagune, in der sich hunderte Flamingos im seichten Wasser aufhielten. Was für ein Schauspiel. Dazu gab es abermals strahlend blauen Himmel. Das war ein sehr schöner Start in den Tag.
Die Strecke bis Beziers zog sich, weil Google mir mal wieder sehr enge Kleinstlandstraßen vorgegeben hatte. Aber hier war wenigstens wenig Verkehr.
In Beziers ging es auf die mautfreie A75 bis Clermont-Ferrand. Das waren immerhin 340 Kilometer auf einer gut ausgebauten Autobahn. Bei Millau führte eine imposante Hochbrücke über das Tal. Für die Nutzung der Brücke habe ich € 12,90 bezahlt.
Und anschließend kam das Zentralmassiv. Das ist ein richtiges Gebirge, durch das die gut ausgebaute Autobahn führt. Aber ich hatte ja am Vortag in den Pyrenäen Gebirgsfahrten ausgiebig trainiert. Die Steigungen betrugen teilweise bis zu 10%; der Boxer fiel im vierten Gang auf 80 km/h ab. War die Passhöhe erklommen, ging es auf der anderen Seite schwungvoll bergab. Die LKW mussten abbremsen und im niedrigen Gang fahren, um nicht zuviel Geschwindigkeit aufzunehmen. Mit dem Kastenwagen konnte ich die langgezogenen Kurven mit 100 km/h problemlos durchfahren. Eine völlig beeindruckende Route.
Mein erster möglicher Stellplatz lag in einem kleinen Dorf (den Namen weiß ich nicht mehr) abseits der Landstraße direkt am Marktplatz. Die in der Beschreibung versprochenen Versorgungen wie Wasser, Abwasser und Strom gab es nicht. Außerdem führte die Hauptstrasse direkt vorbei. Ich suchte nach einer Alternative. Die gab es 10 Kilometer weiter. Dabei handelte es sich um einen Pendlerparkplatz direkt an einem Bahnhof, der von Nahverkehrszügen angefahren wird. Alle 20 Minuten fuhr ein Zug ein. Ob es nachts genauso ist, wollte ich nicht herausfinden und fuhr weiter.
Als grobe Richtung hatte ich Beaune eingegeben und fuhr am Canal du Centre entlang. Der muss offensichtlich viele Höhenunterscheide überwinden; es gab eine Vielzahl an Schleusen.
Inzwischen wurde es dunkel. Es wurde Zeit, einen Übernachtungsplatz zu finden. Den entdeckte ich rein zufällig in dem Örtchen Saint-Leger-sur-Dheune. Außer mir stand noch ein weiteres Fahrzeug dort. Der Preis für 24 Stunden betrug € 5,55 mit Entsorgungsmöglichkeit. Wasser war leider noch abgestellt und stand nicht zur Verfügung.
Ich habe hier auch den Samstag verbracht und wollte wieder ein wenig ausspannen nach den ganzen Kilometern der letzten Tage. Viele Attraktionen gibt es in dem Ort nicht. Aber immerhin einen Bäcker, einen Metzger und einen kleinen Supermarkt. Außerdem musste ich dringend den Blog weiter schreiben. Bisher hatte ich nur wenige Zeilen.
Tag 15
Saint-Leger-sur-Dheune - Belfort - 240 km
Der fahrfreie Samstag (Tag 14) tat wieder gut. Mein Aufenthaltsort war zwar schnell abgelaufen und erforscht. Aber irgendwie strahlte er auch das typisch französische Dorfidyll aus. Ich fühlte mich wohl.
Mein Wasservorrat ging allmählich zur Neige. Da das Wasser am Platz noch abgestellt war, musste ich weiter. Es ging in nördliche Richtung auf der D974 aus dem Ort hinaus, immer noch am Canal du Centre entlang. Sehr stark scheint er nicht frequentiert zu sein. Auf den vielen Kilometern, an denen ich an ihm entlangfuhr, habe ich nicht ein fahrendes Schiff gesehen. Aber viele Freizeitboote liegen in den dörflichen Marinas. Vielleicht ist das seine Bestimmung.
Die ersten 20 Kilometer zogen sich. War eine Ortschaft zu Ende, kam spätestens nach 800 Metern die nächste. Und jede hatte mindestens zwei Bumper: einen am Ortseingang und einen am Ortsende. Die meisten Dörfer jedoch hatten mehrere Bumper: Kirche, Marktplatz und Schule kamen häufig noch hinzu. Aber auch das hörte irgendwann auf. Ich musste abbiegen und trennte mich vom Canal du Centre.
Die Fahrt ging durch die Bourgogne (Burgund), eines der berühmten Weinanbaugebiete Frankreichs. Es gab unendlich viele Felder, auf denen ca. 60 cm hohe Weinreben zu sehen waren. Wenn die eines Tages Wein tragen sollen, müssen sie noch etwas zulegen. Ab und an gab es prunkvolle Herrenhäuser in den Weinhügeln zu bestaunen.
Die Straßen durchschnitten die Hügel sanft. Bergauf und bergab ging es beschwingt durch die schöne Landschaft mit 80 km/h. Es war kaum Verkehr an diesem Sonntag. Die Sonne trug ebenso zur guten Laune bei.
Die letzten 30 Kilometer bis nach Belfort ging es über eine mautfreie vierspurige Autobahn. Den kostenfreien und perfekt ausgestatteten Stellplatz am Ortsrand habe ich schnell gefunden. Nach etwa zehn Minuten zu Fuss erreicht man die berühmte Zitadelle, die die Stadt seit dem 15. Jahrhundert an dieser strategisch wichtigen Weggabelung beschützt. Nur einmal musste sie sich ihren Belagerern ergeben. Das war im Februar 1871 im deutsch-französischen Krieg.
Die Altstadt, die von den wuchtigen Festungsmauern umgeben ist, ist wunderschön. Alte Fachwerkhäuser, in denen viele Restaurants, Kneipen und Cafés betrieben werden, versetzen einen in die Zeit zurück.
Sobald die Aussichtsplattform erklommen ist, hat man einen fantastischen Ausblick über die Stadt und die Vogesen.
Der Aufstieg zur Festung hatte den Hunger zurückgebracht. Es gab nach Rückkehr zum Auto etwas aus der Bordküche und ein San Miguel dazu. Ach, was können Kleinigkeiten doch für Freude machen.
Tag 16

Belfort - La Bresse - Col de la Schlucht - Kehl am Rhein - 200 km
Ich wollte mir unbedingt die Vogesen anschauen und freute mich darauf, nach Tagen der Abstinenz endlich wieder Spitzkehren zu fahren. Das Wetter im Tal bei Belfort war diesig; die Sonne gab sich große Mühe, durchzukommen. In der Ferne war es aber schon gut zu erkennen, dass die Wolken in den Vogesen festhingen. Google sagte mir, dass die Route des Cretes, die Vogesenkammstrasse, gesperrt sei. Diese wollte ich eigentlich fahren. Aber egal. Der Plan war jetzt, so weit zu fahren, wie es ging und dann wird neu entschieden.
Kaum aus Belfort heraus, galt es schon, die ersten Steigungen zu meistern. Schmale Straßen in nicht so gutem Zustand, die sich in Serpentinen dem Gipfel näherten. Es machte Spaß. Der Boxer kletterte im zweiten und dritten Gang wie eine Bergziege dem Kamm entgegen. Offensichtlich fand er inzwischen auch Gefallen an Gebirgsfahrten.
Ich durchfuhr kleine verträumte Gebirgsdörfer, die mich vom Baustil an Südtirol erinnerten. Der Baustoff ist überwiegend Holz, die Dächer sind in stumpfen Winkeln erstellt worden. Die ersten Schneereste auf 800 Meter Höhe begrüßten mich. Die Vogesen gelten als beliebtes Skigebiet. Viele Lifte waren noch in Betrieb, die Pisten werden mit Schneekanonen instand gehalten.
Und dann war Schluss; Google hatte recht. Die Route des Cretes war tatsächlich wegen Schnee und Eis geschlossen. Ich musste sechs Kilometer wieder zurückfahren, um auf die Straße Richtung Munster und Colmar zu gelangen. Inzwischen waren es minus zwei Grad und ich hatte bereits im Stillen mit mir beschlossen, hier oben nicht zu übernachten. Die Wolken hingen zudem sehr tief in den Hügeln. Das war mir einfach zu ungemütlich. Und trotzdem bin ich froh, den Abstecher gemacht zu haben. Bei gutem Wetter muss die Sicht einmalig sein.
Der neue Plan war jetzt, Straßburg zu besuchen. Bis Kehl am Rhein waren es von hier gut 130 km. In Kehl gibt es einen schönen Stellplatz und die Stadt ist ein guter Ausgangspunkt, um nach Straßburg zu kommen.
Und ich bin wieder in Deutschland! Unglaublich...
Da ich wieder eine mautfreie Route gewählt hatte, führte Google mich am Ende durch Straßburg hindurch über den Rhein auf die deutsche Seite nach Kehl. Der Stellplatz (€ 8 für 24 Stunden, Wasser und Strom extra) war schnell gefunden. Von hier geht man etwa zwanzig Minuten in die Stadt. In der Touristeninformation habe ich mich über den besten Weg nach Straßburg erkundigt. Seit November 2018 fährt eine Straßenbahn von Rathaus Kehl hinüber nach Straßburg; vorher taten dies Busse. Für Hin- und Rückfahrt habe ich € 3,50 bezahlt, was ich sehr günstig finde. Die Tour habe ich mir für Dienstag vorgenommen.
Am Nachmittag bin ich durch das Zentrum der 35.000 Einwohner Stadt gebummelt, die ganz klar vom geschäftigen Treiben auf der anderen Rheinseite profitiert. Viele Menschen fahren nach Kehl zum Einkaufen und vor allem zum Tanken. Die Spritpreise liegen auf deutscher Seite durchschnittlich um 20 Cent pro Liter niedriger. Auch Wohnungen sind hier günstiger als in Straßburg.
Nach dem Stadtrundgang war ich natürlich wieder hungrig. Nicht weit vom Stellplatz entfernt gab es einen Italiener. Und für mich eine große Pizza mit einem Viertel Valpolicella. Wenn das kein schöner Tagesauskang ist.
Tag 17
Kehl - Straßburg - Stadtbesichtigung
Straßburg war über Jahrhunderte als Hauptstadt von Elsass-Lothringen immer Spielball der deutschen und französischen Geschichte. Seit ihrer Befreiung im November 1944 gehört Straßburg zu Frankreich. Eine Vielzahl an Institutionen der Europäischen Union wie z.B. Europarat, Europaparlament, Europäischer Gerichtshof usw. sind in Straßburg angesiedelt. Die Stadt wird deshalb auch Hauptstadt Europas genannt. Die Altstadt mit dem imposanten Münster lieg auf einer Insel, die von der Ill bzw. dem Ill- Kanal umgeben ist. Die Altstadt sowie der kleine Stadtteil La Petite France waren heute meine Ziele. Gegen 10:00 war Aufbruch. Die eineinhalb Kilometer Fußmarsch bis zum Rathaus waren schnell absolviert. Die Straßenbahn fährt im 15 Minuten Takt, sodass ich nicht zu sehr auf die Zeit achten musste. Das Ticket muss vor Fahrtantritt an einer Säule entwertet werden. Man merkt in der Bahn ziemlich schnell, wie vielschichtig und multikulturell die Stadt ist. Die inoffizielle Bezeichnung Hauptstadt Europas trifft es meiner Meinung nach sehr gut. Die Rheinüberquerung hatte ich mir spektakulärer vorgestellt. Bis zum Zentrum sind es einige Stationen. Die Fahrt dauert insgesamt etwa 25 Minuten. Ich verlasse die Linie D an der Grand Rue, um in die Altstadt zu gelangen. Rund um das Münster herum sind Massen an Touristen mit ihren Führern unterwegs. Ganz modern sind die Touristen mit Köpfhörern ausgestattet, während die Guides ihre Informationen in ihre Mikrofone brabbeln. Vor allem bei der koreanischen Reisegruppe klingt das lustig. Auf eine Besichtung des Münsters verzichte ich, die Wartezeit beträgt 40 Minuten. Ich bin auch von außen von dem Bau nachhaltig beeindruckt. Heute morgen gab es wieder nur den obligatorischen Kaffee. Ich gönne mir in einem Café ein Petit Dejeuner mit zwei Croissants, Butter, Marmelade und einen Milchkaffee für € 5,30. Das war richtig lecker. Und günstig.Die Altstadt präsentiert eine Vielzahl an Fachwerkhäusern. Die Kriegsschäden hielten sich glücklicherweise in Grenzen, sodass viel alte Bausubstanz erhalten blieb. Es macht Spass, durch die Gassen und Avenues zu schlendern. Zum Glück stehe ich ja nicht so auf Shoppen. Ich wäre wahrscheinlich viel Geld losgeworden. Nach vier Stunden Sightseeing trat ich die Rückfahrt an. Der Weg vom Rathaus zurück zum Stellplatz kam mir irgendwie länger vor als heute morgen. Als ich das Auto erreichte, musste ich mich erst einmal für eine Weile entspannen. Ich habe bis jetzt noch keinen Plan, wie es ab Mittwoch (27. März) weitergeht. Es gibt mehrere Optionen. Mal sehen.
Tag 18
Kehl - Lösnich - 247 km
Gestern Abend wusste ich noch nicht, wohin ich die Tour fortsetzen wollte. Nachdem ich die Karte zu Rate gezogen hatte, hatte ich mich schnell für Mosel und Eifel entschieden. Das waren rund 250 km und es sollte wieder überwiegend über Landstraße gehen. Einen Stellplatz irgendwo an der Mosel wollte ich aufsuchen. Ich hatte auf meiner Moseltour 2015, damals noch mit dem T4, reizvolle Stellplätze gesehen. Irgendeiner wird schon passen.
Google hatte es richtig gut mit mir gemeint. Zu meinem Abschied von Frankreich führte die Route über die Kehler Rheinbrücke noch einmal nach Straßburg. Dieses mal eher am urbanen Stadtrand entlang, wo viele Hochhäuser stehen.
Die Stadt war trotz zahlreicher Ampeln in 20 Minuten durchfahren. Weiter ging es durch das Elsass. Es war schön, noch einmal die gut ausgebauten französischen Landstrassen bei moderatem Verkehr zu befahren. Erst bei Güdingen war ich wieder auf bundesdeutschem Gebiet.
Au revoir, France!
Die französische N61 floss nahtlos auf die deutsche B406. Es begrüßte mich das Schild mit blauem Grund, auf dem in weißer Schrift "Bundesrepublik Deutschland" stand. Bei Saarbrücken ging es bis Trier auf die A1. Ich musste mich erst wieder an den offensiveren Fahrstil in Deutschland gewöhnen. Nach der Autobahn führte mich die B53 immer an der Mosel entlang. Die Hochmoselbrücke ist inzwischen fast fertig und wird Mitte 2019 für den Verkehr freigegeben. Ein imposantes Bauwerk, das das Moseltal in einer Höhe von 158 Meter überspannt.
Der ursprünglich ausgesuchte Stellplatz in Graach hat mir nicht gefallen. Es waren keine Plätze mit Moselblick frei, ich hätte in der zweiten Reihe stehen müssen. Das wollte ich nicht. Aber ein paar Kilometer weiter bin ich in Lösnich fündig geworden. Eine naturbelassene Wiese mit vielen freien Stellflächen direkt am Moselufer. Der Boxer stand drei Meter vom Wasser entfernt. Ein wirklich schöner Platz! Er kostet € 8. Wer Strom haben möchte, zahlt € 2 mehr. Die Stellplatzwärterin kommt am Nachmittag an die Fahrzeuge und kassiert. Die Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten sind oben an der Strasse und in gutem Zustand.
Im Gegensatz zum französischen Canal du Centre ist die Mosel mit Lastschiffen sehr viel mehr befahren. Mindestens alle zwanzig Minuten fährt ein Schiff vorbei. Die Weinberge sind alle noch kahl. Die Winzer sind aber bereits fleißig dabei, alles vorzubereiten. Es herrscht reges Treiben in den Weinbergen. Lösnich ist ein typisches Winzerdorf. Viele bekannte Weingüter haben dort ihren Sitz. Der Ort ist dennoch übersichtlich und in kurzer Zeit erkundet.
Abends habe ich die letzten Würste auf dem mobilen Kocher draußen im Windschatten gebraten. Dazu gab es Kartoffelsalat. Lecker.
Tag 19
Lösnich - Monschau - Greven - 374 km
Bevor ich heute schon zu weit nördlich komme, wollte ich noch einen Abstecher in die Eifel unternehmen und hatte mir Monschau ausgesucht.
Mit Googles Streckenführung war ich während meiner Reise nicht immer einverstanden, was Beschaffenheit und Breite der gewählten Straßen anbelangt. Ich hatte doch hin und wieder einen Fluch auf den Lippen, wenn Google mich durch 2,20 Meter breite Häusergassen ohne Bordstein führen wollte. Aber der überwiegende Teil der Routen war sehr gut ausgesucht. Ich bin dadurch Abschnitte gefahren, auf die ich nie gekommen wäre. So auch heute. Nicht immer nur entlang an viel befahrenen Bundesstrassen, auch Land- und Kreisstrassen werden eingebunden. So lernt man Landschaften richtig gut kennen. Und das wollte ich ja. Die Streckenführung war in Frankreich und Spanien ebenso gut.
Der Übergang vom Hunsrück in die Eifel ist fließend. Bergauf und bergab wird die hügelige und kurvige Landschaft durchfahren. Ein Teil der Strecke führt durch das beschauliche östliche Belgien. So bekomme ich auch noch Ausläufer der Ardennen mit. Bis ich Monschau im Tal erreiche, sind noch einige Kurven zu überwinden. Ich fuhr in die engen Gassen des Städtchens ein, die zunehmend schmaler wurden und deren Nutzung schließlich für Fahrzeuge mit maximal 2,5 Tonnen zGG begrenzt wurde. Es war nicht einfach, für meinen dreieinhalb Tonner einen geeigneten Wendeplatz zu finden. Schließlich erreichte ich ohne Schrammen und Dellen einen Parkplatz am Ortseingang, der auch für größere Fahrzeuge geeignet war. Von dort waren es wenige hundert Meter ins Zentrum. Leider war es ziemlich bewölkt, das Licht wollte nicht so recht den im Tal liegenden Ort ausleuchten. Dennoch sind die Fachwerkbauten auch bei bedecktem Himmel einmalig schön.
Ich gönnte mir in einem der zahlreichen Cafés am Marktplatz einen Milchkaffee und ein Stück Kuchen. Ich musste mich beeilen, die Stunde Parkzeit war kurz vor Ablauf.
Auf dem Weg zurück zur B268 musste der Boxer den Hügel wieder hinauffahren, was er problemlos im zweiten und dritten Gang meisterte.
Bei Duisburg überquerte ich zum letzten Mal den Rhein. Vor der Brücke staute es sich, da bei LKWs Gewichtskontrollen durchgeführt wurden. Das Ruhrgebiet umfuhr ich nördlich, bis ich irgendwann wieder die A1 erreichte.
Am Nachmittag kam ich in Greven-Fuerstrup an, meinem letzten Etappenziel. Der > Stellplatz liegt an einem kleinen Yachthafen, der Anschluss an den Dortmund-Ems-Kanal hat. Der Platz ist gepflegt und absolut empfehlenswert. Die sanitären Anlagen sind top (ich habe für € 2 ganze 12 Minuten ausgiebig duschen können). Eine Übernachtung kostet für zwei Personen € 12,50, mit Strompauschale sind es € 15.
Auch ein Restaurant ist auf dem Gelände. Am Abend gönnte ich mir dort zum Abschluss meiner Reise ein riesiges Schnitzel mit Pommes und ein paar Bier dazu. Am morgigen Freitag (Tag 19) stehen noch einmal knapp 300 km vor mir, bis ich mittags wieder zu Hause sein würde.
***
Fast drei Wochen war ich nun unterwegs und habe dabei mehr als 5.000 km zurückgelegt. Ich habe beeindruckende Landschaften gesehen und teilweise abenteuerliche Streckenführungen erlebt. Die stürmische Normandie, die Wärme am Mittelmeer, die unvergesslichen Fahrten durch die Pyrenäen und die anderen Mittelgebirge. Nicht einen Kilometer davon möchte ich missen. So gefällt es mir, meinen Kontinent, auf dem ich lebe, kennen zu lernen. Ich freue mich auf die nächsten Touren! In wenigen Wochen schon geht es nach Kroatien.

Fazit
Reisen im Kastenwagen durch Deutschland und Europa - mein perfektes Motto!
Es gab Regen, Sturm, Schnee und Hagel. Aber auch Sonnenschein. Die Wärme allerdings hielt sich überwiegend noch vornehm zurück. Zweimal hatte ich sogar Eiskristalle am Morgen auf meinen Dachluken. Einige Erfahrungen habe ich wieder unterwegs sammeln können. Auf die wesentlichen Punkte gehe ich in der Zusammenfassung ein.
Die 19 Tage meiner Reise sind inzwischen Geschichte und ich habe sie sehr intensiv erlebt und genossen. Ich war das erste Mal für längere Zeit ganz alleine unterwegs und komplett auf mich gestellt. Es war niemand da, der sich um die Routenplanung oder um die Einkaufsliste kümmerte. Reicht der Wasservorrat? Wo finde ich die nächste Tankstelle? Wie lange und wo kann man einkaufen? Wann muss ich wieder entsorgen? Wie funktioniert das hier mit der Anmeldung? Aber genau das sind die Themen, die Spaß machen und organisiert werden müssen. Mehr als die üblichen kurzen Stellplatzgespräche (die in Frankreich wegen mangelhafter Sprachkenntnisse auf beiden Seiten kurz ausfielen) gab es an Kommunikation nicht. Das war aber auch überhaupt nicht schlimm. Ich konnte mich gut mit Lesen, Blog schreiben, Musik hören, Filme schauen und mit den anderen diversen logistischen Aufgaben gut beschäftigen. Ebenso dürfen meine ausgedehnten Erkundungsgänge nicht unerwähnt bleiben, die viel Zeit in Anspruch genommen haben. Die tagsüber gemachten Fotos und Filme mussten abends sortiert und gesichert werden. Ebenso verlangte der Innenraum des Autos permanente Aufmerksamkeit und musste sauber gehalten werden. Ach, und natürlich der Abwasch! Klingt jetzt alles viel, oder? Ist es auch. Aber über den Tag verteilt ist das alles kein Problem. Nach wenigen Tagen spielt sich alles ein und die Routine ist da.
***
Das Auto
Hat die gesamte Strecke souverän gemeistert. Das waren immerhin stattliche 5.300 Kilometer. Es zahlt sich aus, vor Reiseantritt noch einmal alles zu kontrollieren und den Service durchführen zu lassen. Es gab keinerlei Ausfälle. Wenn es Ölverbrauch gegeben haben sollte, so war er nicht messbar.
Okay, in den Bergen ab 6% Steigung fehlt dem Motor (2,2 Liter mit 130 PS bei einem Gewicht von 3,5 Tonnen) etwas an Spritzigkeit und Zugkraft. Die Übersetzung im sechsten Gang ist eher als Overdrive für die Ebene ausgelegt. Meist hilft schon ein Herunterschalten in den fünften Gang, um wenigstens 90 km/h bergauf zu halten. In Ausnahmefällen musste es auch mal der vierte Gang sein. Aber alles in allem bin ich mit den Leistungen des Fahrzeugs zufrieden. Das schönste Instrument: der Tempomat.
Der Aufbau mit Minibad, Küchenzeile, Bett und Stauraum ist weiterhin funktionell. Hier gibt es keinerlei Kritikpunkte.
Die Strecke
Sofern es irgendwie ging, bin ich Landstrasse gefahren. Die französischen Straßen sind in allen Kategorien gut zu befahren, die spanischen mit kleinen Abstrichen auch. Diverse Kreisverkehre und Bumper in den Ortschaften beider Länder reduzieren die Durchschnittsgeschwindigkeit allerdings erheblich. Mir hat diese Reiseart dennoch sehr gut gefallen, da man viel mehr vom Land mitbekommt. Die entspannte Fahrweise der Franzosen trägt auch dazu bei. Wer wenig Zeit und viel Strecke vor sich hat, sollte auf Autobahnen ausweichen.
Navigation
Brauche ich Navigationsunterstützung, nutze ich immer häufiger Google Maps und das Handy. Das habe ich auch für diese Reise so gemacht und gute bis sehr gute Erfahrungen gesammelt. Von einigen wenigen Ausreißern, die nicht so optimal waren, einmal abgesehen. Der mobile Datenverbrauch hält sich mit einigen Megabyte in Grenzen. Google hat mir sensationelle Routen empfohlen, die ich so gar nicht gefunden hätte. Wer wählt schon freiwillig auf der Landkarte weiß eingefärbte Straßen. Für mich ist Google Maps eine klare Empfehlung.
Stellplätze
Freistehen ist in Frankreich nicht erlaubt. Dafür gibt es aber eine Vielzahl an Stellplätzen. Eines haben alle gemein: Es gibt weder Dusche noch WC. Ausnahmen davon sind mir auf meiner Route nicht begegnet. Eine Ver- und Entsorgung ist auf den Stellplätzen aber immer gewährleistet. Selbst manche Tankstellen bieten, teilweise kostenpflichtig, Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten an (meist zwischen € 2 und € 3).
Die Plätze werden an der Strecke mit gut sichtbaren Hinweisschildern angekündigt. Die Kosten für 24 Stunden Aufenthalt liegen zwischen € 5 und € 11, je nach Lage und Ausstattung. Alle von mir besuchten Plätze waren in einem ordentlichen Zustand. Gezahlt wird ausnahmslos an Automaten. VPay (Girokarte) oder Kreditkarte mit Pin sind erforderlich. Mit meinen Karten hat es immer problemlos geklappt.
Campingplätze sind zu dieser Zeit noch geschlossen. Die meisten Plätze öffnen ab Ostern; die letzten folgen Anfang Mai.
In Spanien war ich insgesamt drei Nächte und kann nur die von mir genutzten Plätze einschätzen und kein grundsätzliches Bild liefern.
Umweltzonen in Frankreich
Vor Reiseantritt hatte ich mir beim französischen Umweltministerium die Umweltplakette Crit Aire für mein Fahrzeug besorgt, da laut ADAC die Plakette für alle Fahrzeuge vorgeschrieben ist, egal, in welchem Land sie zugelassen sind. Ich wusste noch nicht genau, ob meine Route durch Umweltzonen führen würde oder nicht und habe mir vorsorglich eine beschafft. Das Ergebnis: ich bin nicht durch eine einzige Umweltzone gefahren. Von meiner Plakette, die vorne rechts an der Windschutzscheibe prangt, hat meines Wissens niemand Kenntnis genommen. Bei den französischen Fahrzeugen hingegen hat geschätzt höchstens jeder Zehnte die Plakette an seinem Auto. Allzu konsequent scheint mit die gesetzliche Vorgabe nicht verfolgt zu werden. Viel Wind um wenig? Man wird sehen, was die Zukunft bringt.
Kosten
Was ich wofür ausgegeben habe, kannst Du hier nachlesen. Ich war nur zweimal im Restaurant essen und habe mich die übrige Zeit selbst verpflegt.
Diesel
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Das ist der mit Abstand größte Kostenblock. Einer der Gründe für die Höhe: Im Vergleich zu meinen anderen Touren bin ich hier fast ausnahmslos Landstraße gefahren mit den bereits erwähnten vielen Kreisverkehren und Bumpern in den Ortschaften, die ein Abbremsen und erneutes Beschleunigen bedeuten. Auch die Gebirgsfahrten mit ihren Steigungen haben zu einem erhöhten Verbrauch beigetragen. Bei konstanten 120 km/h auf der Autobahn mit Tempomat wäre der Durchschnittsverbrauch wahrscheinlich niedriger ausgefallen. Der wesentliche Aspekt aber sind die hohen Spritpreise in Frankreich. Die Preisspannen zwischen Benzin und Diesel sind nicht so gravierend wie bei uns und liegen deutlich enger beieinander mit nur wenigen Cent Abstand. Der Dieselpreis lag zwischen € 1,52 und € 1,65 pro Liter. Das ist das Preisgefüge in den Städten und an den Landstraßen. In Autobahnnähe kommen noch einmal bis zu fünf Cent pro Liter dazu. Die Preise in Spanien sind kaum günstiger. Nur Andorra stach mit € 1,03 pro Liter positiv heraus.
Getankt wird in Frankreich ausschließlich über Automaten. Auch hier wird entweder VPay oder Kreditkarte mit Pin benötigt. Am günstigsten tankt man an den Zapfsäulen der Supermärkte. Carrefour war meistens noch ein paar Cent günstiger als die Mitbewerber.
In Spanien muss man häufig an den Tankstellen zuerst drinnen zahlen (bar oder mit Karte), bevor die Säule frei geschaltet wird.
Für neun Tankfüllungen habe ich € 744 bezahlt.
Lebensmittel
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Die Lebensmittelpreise haben etwa deutsches Niveau. Carrefour und Conforama sind ziemlich ähnlich in Angebot und Preis und haben riesige Verkaufsflächen. Dort bekommt man wirklich alles. Wer es eher heimisch mag: auch Lidl und Aldi sind in größeren Städten gut vertreten, auch in Spanien. Ich habe mich überwiegend selbst verpflegt und inklusive Getränke etwa € 200 ausgegeben.
Maut
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Für die 980 km Autobahn von Avranches in der Normandie bis nach Perpignan am Mittelmeer habe ich € 102 bezahlt. Weitere € 12,90 wurden für die Nutzung der Brücke bei Millau fällig.
Stellplätze
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Dafür habe ich insgesamt € 121 inklusive Ver- und Entsorgung ausgegeben. Die teuersten Plätze waren Playa y Fiesta in Spanien und der Yachthafen Fuestrup in Greven mit jeweils € 12,50 pro Nacht.
Blitzer
Die gibt es reihenweise in allen bereisten Ländern. In Frankreich werden sie sogar teilweise angekündigt. Wer dann trotzdem geblitzt wird, tja...
Ich habe nach Rückkehr € 45 nach Frankreich überwiesen (60er Zone statt 80 km/h).
Das macht Gesamtausgaben in Höhe von rund € 1.220.
Internet
Eine verlässliche und stabile Internetverbindung ist mir wichtig. Es können gar nicht genug Gigabyte an Datenvolumen zur Verfügung stehen. Gelegentlich bieten auch Stellplätze WLAN an. Die Leistungsfähigkeit dieser Möglichkeiten konnte mich bisher allerdings nie überzeugen. Wenn z.B. abends alle in ihren Wohnmobilen sitzen und online sind, sinkt die Netzgeschwindigkeit rapide und führt häufig zum Abbruch der Datenverbindung und zur Resignation beim User. Was also tun?
Roaminggebühren bei Nutzung im EU- Ausland fallen inzwischen nicht mehr an. Für Handy und Tablet hatte ich bei Abreise jeweils 5 GB zur Verfügung.
Im Februar hatte ich mir einen mobilen Router von Huawei zugelegt. Den will ich künftig als mobiles Heimnetz für alle meine Endgeräte unterwegs nutzen. Bestückt wird der Router mit einer Mini-SIM (25 mm Länge). Eine Prepaid SIM habe ich mir für diese Reise im Vorwege bei Prepaid Global zusätzlich beschafft. Für 18 GB habe ich vergünstigt im Rahmen einer Werbeaktion € 45 statt € 52 bezahlt. Insgesamt war ich somit für die drei Wochen mit 28 Gigabyte Datenvolumen fürstlich ausgestattet.
Die Karte ist bereits bei Lieferung freigeschaltet und wird nach dem Einlegen beim ersten Start des Routers aktiviert. Sie ist für 30 Tage ab Aktivierung in Europa (ohne Schweiz, ohne Norwegen) gültig. Fehlende Länder kann man optional dazu buchen, die Karte wird dann natürlich teurer. Nach Ablauf der 30 Tage erlischt das Vertragsverhältnis automatisch.
In Frankreich und in Spanien ist die Netzabdeckung hervorragend und schnell. Selbst in den Pyrenäen stehen auf 2.000 Meter Höhe noch Funkmasten. Kaum ist man in Deutschland (Kehl), ist damit Schluss. Mehr als 3G war in den ländlichen Gebieten nicht zu bekommen...
Mein persönliches Fazit
Nicht einen gefahrenen und gelaufenen Kilometer möchte ich missen. Die Reise war jeden Euro wert. Dass ich die Bretagne Wetter bedingt ausgelassen habe, finde ich schade. Andererseits bleibt es nach wie vor eines meiner Reiseziele für die Zukunft. Der Sprint von der Normandie ans Mittelmeer hat sich alleine schon für mein Gemüt nach dem schlechten Wetter im Norden gelohnt. Es tat gut, wieder bei Sonnenschein unterwegs zu sein. Und statt Bretagne habe ich die Pyrenäen kennengelernt. Und das beeindruckende Zentralmassiv. Und, und, und...