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Ustronie Morskie

Polen April 2024

Von der Ostseeküste nach Masuren

"Es kommt eine sehr vielfältige und spannende Mischung zusammen: Erst fährt man auf der langen Strecke entlang der polnischen Ostseeküste mit ihren wunderbaren Stränden und den nicht gerade eleganten Urlaubsorten am Wasser. Dann folgen Danzig, die idyllische Kaschubei, die gewaltigen Kreuzritterburgen und schließlich im Nordosten des Landes die riesigen Seenlandschaften von Ermland und Masuren."

So beginnt das Vorwort in meinem Reiseführer und hatte sofort mein Interesse geweckt.

Danzig

Danzig

Vorbereitungen

15. März 2024

Die Reise war eigentlich schon für 2020 geplant, die Pandemie kam dazwischen. 

Das Auto wird in den nächsten Tagen aus dem Winterschlaf geweckt und nach und nach reisefertig gemacht. Technisch ist soweit alles in Ordnung. Starten will ich in der Woche nach Ostern, der genaue Termin steht noch nicht fest.

Die Strecke

22. März 2024

Wie bei jeder Reise, notiere ich mir im Vorwege Stationen, auf die ich im Rahmen meiner Recherche gestoßen bin und für interessant halte. Als Speichermedium dient Google Maps. So bin ich sicher, nichts zu vergessen. Während der Tour muss ich nur noch die einzelnen Stationen sinnvoll miteinander verbinden. Ob ich dann tatsächlich alle notierten Orte besuche, wird man sehen.

Die Anreise erfolgt über Usedom und Swinemünde. Von dort geht es zunächst auf kleinen Küstenstraßen direkt an der Ostsee entlang.

Google Maps - Polentour  2024

Los geht´s!

Donnerstag 04. April 2024

Anreise

Am frühen Nachmittag starte ich. Wasser auffüllen und Vorräte einkaufen wurden vorher noch schnell erledigt. Endlich wieder unterwegs. Der Winter war schon lang...

Über Bad Segeberg geht es auf die A20 Richtung polnische Grenze. Einreisen werde ich über Usedom/ Swinemünde. Gegen 19.00 Uhr erreiche ich nach viereinhalb Stunden Fahrt im Dauerregen meine erste Übernachtungsstation in > Kamminke Hafen auf Usedom. Durch den vielen Regen ist der Platz mit Pfützen übersät. Ich finde noch ein halbwegs trockenes Plätzchen, das man auch ohne Allradantrieb wieder problemlos verlassen kann. Dafür stehe ich nur wenige Meter entfernt vom Ufer des Stettiner Haff. Das entschädigt. Inzwischen ist es dunkel. Der Wind treibt die Wellen mit Nachdruck an den Strand. Mal sehen, ob ich bei dem Brandungsgeräusch nachher schlafen kann.

Eine kleine Mahlzeit muss noch sein. Die Heizung sorgt währenddessen für angenehme Wärme. Gegen 23.00 Uhr geht es ins Bett. Die ersten 370 Kilometer im Regen waren doch etwas anstrengend.

Freitag 05. April 2024

Wappen Kolberg

Wappen Kolberg

Polen

 

Eines vorweg: Polen hat eine bewegende und teilweise auch leidvolle Geschichte. Darauf werde ich nur sporadisch am Rande eingehen. Wer die Geschichte des Landes genauer kennenlernen will, muss eigene Recherchen anstellen. > Wikipedia halte ich für eine geeignete Quelle.

Ich habe unruhig geschlafen. Es war aber auch nach langer Zeit die erste Nacht im Camper. Das wird schon noch besser in den nächsten Tagen. 

Der Platz hat weder Ver- noch Entsorgung und auch keine Duschen und WC. Die Morgentoilette fand somit an Bord statt. Ich musste feststellen, dass der Wasserhahn im Bad leckte. Und zwar ziemlich stark, der ganze Boden war bereits nass. Nach einer Stunde war der Unterschrank demontiert, um nach der Ursache zu suchen. Das Wasser trat oben an der Schlauchverbindung zum Wasserhahn aus. Glücklicherweise nur dann, wenn der Hahn betätigt wurde. Das passende Werkzeug, um den Wasserhahn von unten zu lösen und die Schelle neu zu fixieren, hatte ich nicht dabei. Es bleibt also nur die Werkstatt nach meiner Rückkehr. Zum Glück habe ich in der Küche ein zweites Becken mit Wasseranschluss. Das wird für die nächste Zeit wohl reichen müssen. Irgendwas ist ja immer...

Nach einem Kaffee fuhr ich die vier Kilometer bis nach Swinemünde. Die 93 führte durch einen Tunnel unter der Swina hindurch und mündete auf die 3. Dort war eine riesige kilometerlange Baustelle. Die Trasse wird vierspurig ausgebaut. Die Baustelle bescherte mir einen 30 Kilometer langen Umweg, um Kolberg (Kolobrzeg) zu erreichen.

> Kolberg wurde 1945 fast vollständig zerstört. Nur wenige historische Bauten überstanden die Zeit. So zeigt das Stadtbild überwiegend wenig ansprechende sozialistische Plattenbauten. Aber die weiten Strände, das Hafenviertel sowie das historische Rathaus entschädigen.

Ich hatte zwar in Zentrumsnähe einen der wenigen kostenfreien Parkplätze bekommen, wollte aber an einer vierspurigen Straße in der 50.000 Einwohnerstadt nicht übernachten. Nach der Stadtbesichtigung verließ ich Kolberg und fuhr weiter in das 15 Kilometer entfernte Ustronie Morskie. Hier hatte einer der wenigen > Campingplätze bereits geöffnet. Ich buchte gleich für zwei Nächte (€ 25 pT).

Samstag 06. April 2024

Ustronie Morskie/ Henkenhagen

Die zweite Nacht habe ich schon besser geschlafen.

Nach meinem obligatorischen Obstsalat am Morgen und einem kräftigen Kaffee ging es erst einmal in den Ort, der komplett auf Tourismus ausgerichtet ist. Links und rechts der Hauptstraße befindet sich ein Restaurant bzw. Souvenirshop neben dem anderen. Und das über eine Strecke von mehr als zwei Kilometer. Viele Hotels und Pensionen stehen ebenso zur Verfügung. Ganz ehrlich: in der Hochsaison möchte ich hier nicht sein. Die Geschäfte waren überwiegend alle noch geschlossen, die Saison startet in Polen erst im Mai. 

Nach einem Einkauf im Dino ging es erst einmal zurück zum Camper.

Am Nachmittag wollte ich endlich das Meer sehen. Keine fünf Minuten vom Campingplatz entfernt hatte ich mein Ziel erreicht. Eine Steilküste schützt die Häuser vor dem Meer. Zahlreiche Buhnen brechen die Wellen, die nur noch flach an den Strand rollen. Unendlich weit reicht der menschenleere Strand in beide Richtungen. Fantastisch!

Für den Abend habe ich mir frisch zubereiteten Räucherfisch mitgenommen. Lecker.

Sonntag  07. April 2024

Ustka/ Stolpmünde

Heute Morgen wollte ich die Annehmlichkeiten eines Campingplatzes nutzen und duschen. Es gab kein warmes Wasser. Auf meine Nachfrage an der Rezeption bekam ich die Antwort: "Es ist Vorsaison, wir heizen noch nicht". Ach so... Es war verdammt kalt. Nach Rückkehr im Camper musste mich die Heizung wieder auftauen.

Nach der Versorgung von Fahrer und Fahrzeug ging es weiter. Über Nebenstraßen war Ustka, das ehemalige Stolpmünde, mein Ziel. Google Maps hatte sich richtig ins Zeug gelegt und traumhafte Rüttelpisten gefunden. Der Straßenzustand war teilweise jämmerlich. Und wieder freute ich mich über die Luftfederung und die verstärkten Federbeine am Camper. So gab es doch noch so etwas wie Fahrkomfort. Trotzdem musste ich das Gewürzregal später wieder einräumen; die Gewürze lagen inzwischen durch die Rüttelei in der Spüle.

Das Wetter war diesig, aber mit 16° ganz angenehm. Die Stadt war voll mit Tagesausflüglern, die das gute Wetter am Sonntag ausnutzten. Mehr zufällig fand ich mitten im Zentrum einen bewachten Parkplatz. Für 24 Stunden habe ich umgerechnet € 19 bezahlt. Dafür stand das Fahrzeug sicher und ich habe hier auch übernachtet. 

Ustka liegt an der Mündung der Slupia (Stolpe) und war lange Zeit ein Fischerdorf. Heute lebt man hauptsächlich vom Tourismus. Die breiten und langen feinsandigen Strände links und rechts der Mündung sind ideal für Erholungssuchende. Traurige Berühmtheit erlangte der Ort durch den Untergang der "Wilhelm Gustloff", die von einem russischen U-Boot im Januar 1945 etwa 20 Seemeilen vor der Küste versenkt wurde und 10.000 Flüchtlingen das Leben kostete. Eine Gedenktafel im Ort erinnert an die Tragödie.

Am frühen Abend leerte sich die Stadt wieder, es wurde ruhiger. Den Abend verbrachte ich mit lesen.

Montag 08. April 2024

Łeba/ Leba

Die Nacht auf dem Parkplatz habe ich gut und ungestört verbracht.

Heute Morgen war es regnerisch. Für den Weg nach Leba hatte Google Maps Straßen in gutem Zustand herausgesucht. Viele Streckenabschnitte führten kurvenreich durch Alleen. An den Bäumen zeigte sich zaghaft erstes Blattgrün. Es war abwechslungsreich. Geschwindigkeiten zwischen 70 und 80 Km/h waren entspannt machbar. Gegen Mittag erreichte ich meinen Zielort und fand einen Stellplatz im > Yachthafen (€ 17). Auf dem Weg dorthin wurden die Vorräte beim Aldi aufgefüllt.

 

Mit dem Ausbau des Hafens im 19. Jahrhundert wurde Leba zu einem Umschlagplatz für Salz, Holz und landwirtschaftliche Produkte und löste damit die Fischerei nach und nach ab. 

 

Die Geschäfte in den beiden verwaisten Fußgängerzonen waren überwiegend geschlossen. Auch sonst wirkte die Stadt wenig belebt. Nur im Hafen war geschäftiges Treiben; die Trawler wurden gewartet und repariert. Und diese Strände! Die laden zu beiden Seiten der Mündung zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Eine beidseitige Mole schützt die Hafeneinfahrt. Hier habe ich viel Zeit verbracht.

Gegen Abend wurde ein letzter Spaziergang zum Ende der Mole gemacht.

Dienstag 09. April 2024
Mittwoch 10. April 2024

Chlapowo/ Chlapau

Die Duschen am Stellplatz waren noch nicht in Betrieb (wir erinnern uns: es ist Vorsaison).. Aber WC, Wasser und Strom standen zur Verfügung. Allerdings gibt es keine Entsorgung.

Der Slowinzische Nationalpark liegt in unmittelbarer Nähe und wurde besucht. Der Elektro- Shuttle zur größten europäischen Wanderdüne stand leider noch nicht zur Verfügung (Vorsaison). Der einfache Weg dorthin war mir mit sieben Kilometer zu weit, sodass ich auf einen Besuch verzichtete. Stattdessen gab es Frühstück mit Kaffee auf dem angrenzenden Waldparkplatz im Camper und einen Kurzausflug durch das schöne Waldgebiet.

Die heutige Strecke zwischen Karwia und Chlapowo verlief fast direkt am Meer. Nur ein schmaler Gürtel aus Nadelhölzern verdeckte den direkten Meerblick. Überall an der Straße waren Parkbuchten, die im Sommer bei gutem Wetter sicher bis auf den letzten Platz gefüllt sein werden. Heute verliefen sich nur wenige Strandspaziergänger. Einige Male hielt ich an, um die kurzen Wege zum Meer zu gehen. Einfach wunderbar!

Auf dem > Campingplatz Alexa habe ich für zwei Tage eingecheckt (€ 21 pT mit ACSI Card). Mir wurde nämlich ein Platz direkt an der Steilküste mit fantastischem Meerblick zugewiesen, den ich einfach länger genießen wollte. Außerdem war das Wetter gut auszuhalten: fast windstill bei 20°. Der Platz hat alle Annehmlichkeiten, auch warmes Duschwasser.

Zum Strand geht es über eine Treppe. Ich habe die Stufen nicht gezählt, aber es sind viele und man kommt auf dem Rückweg ordentlich ins Schwitzen und Schnaufen.

Die Zeit habe ich mit langen Strandspaziergängen und genießen verbracht.

Donnerstag 11. April 2024

Hel/ Hela

Heute geht es auf die östlich gelegene Halbinsel Hel, die etwa 40 km ins Meer hineinragt und die Danziger Bucht vor Wind und Wellen schützt. Auf der 216 befahre ich den im Volksmund genannten "Highway to Hel".

Halbinsel Hel

Die Halbinsel, die etwa 20 Kilometer nördlich von Danzig liegt und zum Landstrich Kaschubien zählt, trennt die Danziger Bucht teilweise von der Ostsee und bildet dabei die Putziger Bucht (Zatoka Pucka). Die Landzunge ist zwischen 200 Metern und drei Kilometer breit und wird meerwärts vor der Brandung durch drei bis zu 25 Meter hohe Dünenreihen geschützt. Ihre schmalsten Stellen hat die Landzunge bei Władysławowo und Kuźnica .

Die einzige Straße führt kurvenreich durch viele Kiefernwälder. Parallel dazu verläuft eine Bahnlinie, die im Sommer die Touristen und die Städter aus den Orten Soport, Gdynia und Danzig an die Badestrände bringt. Immer wieder verleitet die traumhafte Aussicht zu kurzen Zwischenstopps.

Meinen Übernachtungsplatz habe ich im Surfzentrum Wisnia Surf gefunden. Einfach ausgestattet, aber okay. Es ist kalt und windig heute. Ideales Surfwetter.

Freitag 12. April 2024

Gdansk/ Danzig

Die ehemalige Hansestadt > Danzig liegt von meinem letzten Übernachtungsplatz 70 Kilometer entfernt. Der Drei-Städte-Ballungsraum umfasst die Orte Sopot, Gdynia und Danzig mit zusammen fast 750.000 Einwohnern. Die vierspurige Einfallstraße ist entsprechend  befahren und man kommt nur langsam voran. Ab Gdynia geht es die letzten 20 Kilometer bis Danzig über die Schnellstraßen S7 und S6.

 

Durch die Kampfhandlungen im April 1945 wurden große Teile der Innenstadt zerstört. Nach dem Einmarsch der russischen Armee wurden die noch erhaltenen Häuser der Innenstadt  geplündert und in Brand gesteckt. In der gesamten historischen Innenstadt gab es einen Verlust an Bausubstanz von etwa 90 Prozent. Es erfolgte ein teilweiser Wiederaufbau, bei dem vor allem die historische Innenstadt nach den alten Vorbildern anhand von Fotografien und alten Bauplänen wiederhergestellt wurde. Daneben entstanden zahlreiche neue Wohn- und Geschäftsbauten. Dieser Prozess dauerte bis in die späten sechziger Jahre.

 

Mein heutiger Stellplatz befindet sich auf historischem Grund: auf dem ehemaligen Gelände der Leninwerft, von wo aus die Proteste und Streiks der Hafenarbeiter 1980 begannen und die Gewerkschaft > Solinarnosc gegründet wurde. Bis es die ersten freien Wahlen gab, sollten allerdings noch neun Jahre vergehen.

 

Die restaurierte Innenstadt hat ein wunderbares internationales Flair. Bars, Cafés und Restaurants bieten kulinarische Delikatessen. Auch deftige polnische Hausmannskost mit viel Fleisch ist fast überall zu haben. Das leckere Bier muss man probiert haben.

 

Nach vier Stunden Stadtrundgang machte ich es mir im Camper bequem.

Samstag 13. April 2024

Tolkmicko/ Tolkemit

Die Nacht verlief ruhig. Auch wenn das Werftgelände wenig ansprechend war, war alles in Ordnung. In den € 22 Stellplatzmiete waren sogar Dusche und WC dabei. Und der Weg in die Altstadt ist vom Platz mit 1,5 Kilometer zu Fuß durchaus machbar.

Nach einer ausgiebigen Dusche wurde gepackt und Google Maps führte mich durch  Plattenbausiedlungen wieder hinaus aus der Stadt. Erstes Ziel heute war das > KZ Stutthof, das 38 Kilometer östlich von Danzig liegt. Was für eine beklemmende Atmosphäre, wenn man schon aus der Ferne die Wachttürme und den Stacheldraht sieht. Das Gefühl verstärkte sich noch, als ich durch das massive hölzerne Eingangstor ging, durch das damals Tausende gegangen waren, ohne den Ort je wieder verlassen zu haben. Ich konnte mir gar nicht alles ansehen, so bedrückend war es. Nach 45 Minuten bin ich gegangen und machte mir erst einmal einen starken Kaffee im Camper. Das ist eben auch ein Teil deutscher und polnischer Geschichte.

Es war schwierig, den Kopf frei zu bekommen. Zur Ablenkung wählte ich eine Landzunge aus, die ähnlich wie die Halbinsel Hel geformt ist, die Frische Nehrung: im Norden die Ostsee bzw. die Danziger Bucht, und im Süden das Binnenmeer Frische Haff. Auch hier gibt es nur eine Straße, die im Ort Piaski zur Sackgasse wird. Zunächst folgen noch Wirtschaftswege, die mit Betonplatten befestigt sind. Und dann ist einfach Schluss. Warum? In zwei Kilometer Entfernung ist die Grenze zur russischen Enklave Kaliningrad, das ehemalige Königsberg. Die letzten Meter bis zur Grenze kann man nur zu Fuß bzw. mit dem Fahrrad durch den Wald oder am Strand zurücklegen. Ich fand, ich war schon recht dicht an der russischen Grenze und wollte nicht noch mehr Nähe. Die Frische Nehrung zieht sich weiter durch das russische Gebiet bis nach Klaipeda in Litauen, um dort wieder das Festland zu erreichen.

So ging es also auf der 501 wieder den selben Weg zurück. Die kurvenreiche und wunderschön bewaldete Strecke brachte mich auf andere Gedanken.

Auf der anderen Seite des Frischen Haffs fand ich im Yachthafen von Tolkmicko einen Parkplatz für die Nacht an der Hafenmole.

Sonntag 14. April 2024

Malbork/ Marienburg

Ein heftiges Gewitter mit Regen weckte mich heute morgen. Nach 10 Minuten war der Spuk allerdings wieder vorbei. Nur in der Ferne war noch ein leichtes Grollen zu hören.

Mein heutiges Ziel Malbork lag nur 60 Kilometer entfernt und war in einer Stunde erreicht. Die Stadt ist berühmt für ihre > Kreuzritterburg aus dem 13. Jahrhundert.

Der Regen heute Morgen hatte für einen ordentlichen Schub gesorgt, es war jetzt wesentlich mehr frisches Grün an den Bäumen als in den letzten Tagen. Fast alle Störchennester, an denen ich vorbeifuhr, waren besetzt. Schön anzusehen. Und wunderbare leere Straßen an einem Sonntagmorgen gab es auch noch. Ein perfekter Start in den Tag.

Meinen Stellplatz, der sich in unmittelbarer Nähe zur Burg befindet, erreichte ich um 10:00 Uhr. Der Empfang durch die Betreiberin war sehr freundlich und mir wurde alles gezeigt. Für umgerechnet € 16 durfte ich bleiben.

Nun also zur Burg. Schon der Blick vom Stellplatz zeigt die gigantischen Ausmaße dieses Bauwerks. Ich überquere die hölzerne Brücke über die Nogat und bin schon an der Festungsmauer. Führungen gibt es heute leider nicht, weshalb ich mich mit der Außenansicht begnügen muss. Aber auch der Eindruck ist sehr imposant.

Montag 15. April 2024

Olsztyn/ Allenstein

Endlich Montag! Meine Vorräte waren inzwischen erheblich reduziert und mussten aufgefüllt werden. Zwei Kilometer entfernt fand sich ein Lidl. Der Einkaufswagen war gut gefüllt und ich musste überlegen, wo die Einkäufe am sinnvollsten verstaut werden.

Heute wollte ich den > Oberländischen Kanal besuchen, der mehrere Seen und Städte miteinander verbindet und schließlich in das Frische Haff mündet. Zur Überwindung der Höhenunterschiede werden zum einen Schleusen verwendet. Das Kuriose findet allerdings auf einem 9,5 Kilometer langen Abschnitt statt mit fünf sogenannter Rollberge. Jeder Rollberg ist mit einer Standseilbahn ausgerüstet, welche die Schiffe mit Hilfe von Schienenwagen zum nächsten Kanalabschnitt befördert. Die Standseilbahnen sind jeweils mit einem Maschinenhaus ausgerüstet, in dem die Fördermaschine steht. Der Antrieb der Seiltrommel erfolgt über ein Untersetzungsgetriebe durch ein unterschlächtiges Wasserrad. Vier der Rollberge werden nur mit Wasserkraft betrieben, der Fünfte elektrisch.

Oberlandkanal. Von Piotr VaGla Waglowski, http://www.vagla.pl - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2646194

Rollberg am Oberlandkanal

Leider findet die erste Kanalfahrt erst am 27. April statt. Schade, da wäre ich gerne mitgefahren.

Meinen heutigen Übernachtungsplatz fand ich kurz vor Olsztyn beim Hotel Pirat & Spa, das auch einen kleinen Campingplatz betreibt. Geparkt habe ich direkt am See. Für den Platz, Dusche und WC habe ich € 15 bezahlt.

Dienstag 16. April 2024

Wolfsschanze/ Führerhauptquartier

Dauerregen. Von einigen kurzen Unterbrechungen abgesehen, sollte es heute den ganzen Tag so bleiben. Ideales Wetter also, um die 100 Kilometer bis zu meinem Ziel anzutreten. Es dauerte etwas, die 170.000 Einwohnerstadt Olsztyn (Allenstein) zur morgendlichen Rushhour zu durchfahren. Irgendwann hatte mich die Landstraße wieder. Frisch sanierte Straßen erlaubten trotz Nässe eine angenehme Reisegeschwindigkeit von 80 km/h. Die Trassen schlängelten sich durch die immer grüner werdende hügelige Landschaft. Sobald ich die Deutsche Ordens Stadt Ketrzyn (Rastenburg) erreicht hatte, war es bis zu meinem Etappenziel nicht mehr weit.

 

Das > Führerhauptquartier wurde 1940 in Vorbereitung auf den Angriff auf die Sowjetunion (Juni 1941) errichtet und wurde im Verlauf der Jahre weiter ausgebaut. Von hier aus wurde der Feldzug im Osten strategisch gesteuert. Am 20. Juli 1944 fand bei einer Lagebesprechung das Sprengstoffattentat auf Hitler von Graf von Stauffenberg statt, das fehlschlug.

Als im Januar 1945 die Rote Armee immer weiter Richtung Westen vordrang, sprengten deutsche Pioniere die Bunker und Gebäude. Durch die massive Bauweise (die Decke von Hitlers Bunker beispielsweise bestand aus sieben Meter dickem Stahlbeton) blieb aber einiges nahezu unversehrt.

Ähnlich wie bei meinem Besuch im Lager Stutthof kann man die Ausmaße des damaligen Irrsinns zwar sehen, aber nicht begreifen und verstehen. Unfassbar. Umso wichtiger ist es, dass diese Gedenkstätten erhalten bleiben und auch besucht werden.

Für € 25 erhielt ich Eintritt, 24 Stunden Park- und Übernachtungsmöglichkeit im Camper, WC und Strom. In der Hauptsaison liegt der Preis bei € 70, davon € 65 für das Übernachten im Wohnmobil. Vorsaison hat eben auch Vorteile.

Mittwoch 17. April 2024

Masuren

Es hat die Nacht durchgeregnet, die Außentemperatur betrug heute morgen 4°. Der gekieste und gewalzte Untergrund war ziemlich aufgeweicht, den Dreck schleppte man leider auch mit in den Camper. Außer mir haben noch zwei weitere Mobile an der Wolfsschanze übernachtet. Gegen 9.00 Uhr war Aufbruch.

 

Masuren Rundfahrt

> Masuren liegt im nordöstlichen Teil Polens im Dreiländereck zu Russland, Litauen und Belarus. Die Seenplatte ist bei Radlern, Wanderern und Kajak-/ Kanufahrern gleichermaßen beliebt. Im Sommer. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch alles geschlossen. Viele Restaurantbesitzer nutzen die Zeit zum Renovieren ihrer Lokale, damit zum Saisonstart im Mai alles frisch ist. Eigentlich wollte ich mich hier zwei oder drei Tage aufhalten. Das trübe und nasskalte Wetter lässt mich umdisponieren.  Ich fuhr stattdessen nur einige Orte an (Rastenburg, Lötzen und Nikolaiken) und habe zwischendurch die sehr schöne Streckenführung und Seenlandschaft, die mich an die Müritz erinnerte, genossen. Man merkt, dass dies touristisches Gebiet ist. Die Straßen waren in einwandfreiem Zustand.

Am Mittag hatte ich meinen Stellplatz in Nikolaiken gefunden (€ 16) und gleich im Anschluss die menschenleere und verwaiste Promenade besucht. Es muss im Sommer wirklich schön hier sein. Nach zwei Stunden trieb mich der Regen zurück in den Camper.

Fazit

Donnerstag 18. April 2024

Do Widzenia!

Heute bin ich genau zwei Wochen unterwegs. Fast alle Wegpunkte, die ich mir im Rahmen der Vorbereitung gesteckt hatte, wurden befahren. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Die unendliche Weite  der Ostseestrände wird unvergessen bleiben. Auch die großen Städte im Danziger Ballungsraum haben ihre Reize. Als Aktivurlauber muss man Masuren im Sommer unbedingt einen Besuch abstatten, egal ob als Radfahrer, Wanderer oder Kanute. Aber Vorsicht, an der Seenplatte soll es zu der Zeit viele Mücken geben! 

Dass die polnische Saison erst Anfang Mai beginnt, war mir bekannt. Auch die Campingplätze öffnen überwiegend erst dann. Und trotzdem habe ich immer einen Platz für die Nacht gefunden, an dem ich mich auch sicher fühlte. Manchmal reichte ein einfacher Parkplatz. 

Das Wetter war in der ersten Reisewoche teilweise schon frühsommerlich warm und sehr angenehm. Die zweite Woche hingegen zeigte noch Schwächen mit Regen und einstelligen Temperaturen. Aber auch damit muss man rechnen, wenn man zu dieser Jahreszeit unterwegs ist.

Die Lebenshaltungskosten sind etwas niedriger als in Deutschland. Wer es lieber heimisch mag, findet in jedem größeren Ort Lidl, Aldi und Rossmann. Aber auch die polnischen Märkte Dino und Biedronka haben ein gutes Sortiment und sind zu empfehlen. Für einen Liter Diesel habe ich durchschnittlich € 1,53 bezahlt. Zahlen kann man fast überall mit Karte. An durchschnittlichen Reisekosten hatte ich € 70 pro Tag inklusive allem. Der größte Anteil davon waren für Diesel und Stellplätze (58%).

Gefahren bin ich bisher 1.750 Kilometer. Bis nach Hause kommen noch einmal 1.100 Kilometer hinzu. Da ich mich ziemlich weit im Nordosten Polens befinde, werde ich in drei Etappen Richtung Deutschland fahren. Die Stationen meiner Rückreise: Nikolaiken - Torun - Mescherin - Neustrelitz.

23. April 2024

Ostsee
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