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Herbst in Schweden

Schweden September 2022

Westschweden und die Schärenküste

Unsere Schwedenreise im Juli 2022 hat bei uns großen Eindruck hinterlassen. So nehme ich mir Mitte September noch einmal Zeit, um die Schärenküste rund um Göteborg bis zur norwegischen Grenze zu erkunden. Die Anreise erfolgt am 14. September über Dänemark. Übernachten werde ich in Ebeltoft oder schon am Fähranleger in Grenå , um am nächsten Tag die Fähre um 14:10 Uhr ins schwedische Halmstad zu nehmen. Die Überfahrt dauert viereinhalb Stunden. Wie immer, gibt es keine Detailplanung. Man wird sehen, wo es mich hintreibt

Es wird Herbst

Auf dem Weg zum Flatruet

Mittwoch 14. September

Anreise

Zwischenstopp in Dänemark

Am späten Vormittag startete ich Richtung Dänemark. Bis auf einen Stau auf der A7 wegen einer Baustelle kurz vor der dänischen Grenze, klappte alles reibungslos. Nach gut viereinhalb Stunden und fast 400 Kilometer hatte ich mein Ziel Ebeltoft erreicht.  Schnell hatte ich einen Stellplatz am > Yachthafen gefunden (DKK 205 inklusive Strom. Der Automat akzeptiert nur Kreditkarten).

An der Belegung des Platzes war deutlich zu spüren, dass die Sommersaison vorbei ist. Auch im Ort waren viele Geschäfte und Restaurants bereits geschlossen. Die 7.000-Einwohner-Stadt lebt heute überwiegend vom Fremdenverkehr und vom Fischerei- und Yachthafen. Der historische Altstadtkern aus dem 14. Jahrhundert zieht viele Touristen an. Im Mittelalter war die Stadt für seine Glasbläserei berühmt. Im Glasmuseum können diverse nationale und internationale Exponate bestaunt werden.

 

Morgen Vormittag fahre ich weiter ins 35 Kilometer entfernte Grenå. Von dort startet um 14:10 Uhr eine Fähre der Stena-Line, um mich über die Ostsee ins schwedische Halmstad zu bringen.

Donnerstag 15. September

Ebeltoft - Grenå - Halmstad

Die Nacht habe ich perfekt geschlafen. Heute Morgen waren es frische 11° im Auto. Es war doch gut, dass ich die Daunendecke mitgenommen habe. Die Heizung stellte schnell angenehmere Temperaturen her. Strahlend blauer Himmel lockte mich mit meinem Kaffeebecher vor die Autotür. Aber nur kurz. Der Wind war ziemlich stark und unangenehm kalt, sodass ich mich wieder ins Fahrzeuginnere verzog. Draußen waren nur die Hundehalter mit ihren Tieren unterwegs. Die Bucht war über und über mit Schaumkronen versehen, die Wellen brachen sich energisch am Strand. Na, die Fährfahrt heute über den Kattegat kann ja heiter werden...

Gegen 10:00 Uhr war alles verstaut und es ging los. Kurz vor Grenå habe ich den Boxer noch einmal vollgetankt: in Dänemark liegt der Dieselpreis aktuell bei € 1,99, in Schweden bei € 2,38. Ich erreichte den Fährhafen und hatte bis zur Abfahrt noch mehr als drei Stunden Zeit.

Da alle Häfen der Welt grundsätzlich nicht sehr attraktiv sind, fiel der Rundgang zur Mole und zum > Aquarium Kattegat Center relativ kurz aus. Das Aquarium habe ich nicht besucht. Der Wind war immer noch ziemlich stark und böig.

Die Fähre war nicht ausgebucht, das konnte man schon am spärlich gefüllten Riesenparkplatz erkennen. Etwa zehn LKW, einige PKW, Motorräder und eine handvoll Wohnmobile warteten darauf, im Inneren des Schiffes zu verschwinden, was dann auch bald geschah.

Die Überfahrt verlief unspektakulär, vom Wind war auf See kaum etwas zu spüren. Die Stabilisatoren leisten bei den modernen Schiffen gute Arbeit.

Gegen 19:00 Uhr erreichte ich schwedischen Boden und habe mir in Hafennähe einen Stellplatz herausgesucht (SEK 230 inklusive Strom). Es war bereits fast dunkel und ich wollte keine lange Strecke mehr fahren. Den Abend verbrachte ich mit Schreiben und Netflix. Mal sehen, wo es mich morgen hin verschlägt. Ich bin gespannt.

Freitag 16. September

Halmstad - Öckerö

Der Morgen war trübe und regnerisch, der Wind hatte jedoch etwas nachgelassen. Ich hatte mir einen Stellplatz auf einer der Göteburger Schären mit dem Namen Öckerö herausgesucht. Die Inseln werden von Autofähren angesteuert und sind kostenfrei, weil sie entlegen wohnenden Menschen ermöglichen sollen, zu ihrem Arbeitsplatz zu kommen. Insgesamt finanziert der schwedische Staat 40 Verbindungen.
Gegen Mittag kämpfte sich die Sonne durch die Wolken und sollte diese auch bald fast völlig vertreiben. Von Halmstad bin ich die Autobahn E6 bis Varberg und von dort weiter über Landstraße gefahren. Das dauert seine Zeit, da an der Strecke viele kleine Ortschaften mit verkehrsberuhigten Zonen liegen. Nach zweieinhalb Stunden war ich am Fähranleger. Die Fahrzeit vom Festland auf die Insel beträgt etwa 10 Minuten.
Freie Plätze gab es zu dieser Zeit im schönen
> Yachthafen noch einige (SEK 220 inklusive WC, Dusche und Strom). Gegen Abend war der Platz allerdings komplett belegt. Viele Schweden aus dem Großraum Göteborg nutzten offensichtlich das perfekte Wetter und wollten einen der letzten schönen Spätsommertage genießen. Wohnmobilisten und Bootseigner saßen bis Sonnenuntergang draußen. Danach wurde es merklich kühler und die Leute verschwanden in ihren Behausungen. Ein schöner Tag.
 

Samstag 17. September

Öckerö - Marstrand

Gegen 10:00 Uhr war ich startklar. Wie gestern bereits, wartete die Fähre schon auf mich und ich konnte gleich rauffahren. Um den Großraum Göteborg zu verlassen, musste ich für 20 Kilometer die E6 nutzen. Bei Kungälv ging es wieder auf die Landstraße.
Mein heutiges Ziel Marstrand ist über Brücken zu erreichen und führt über abwechslungsreiche Strecken durch die Schären. Traumhaft. Denn die Sonne schien heute wieder vom wolkenlosen Himmel und machte die Fahrt bei gemütlichen 70 km/h zum Erlebnis. Gleich nach dem Ortsschild ist auf der linken Seite ein Stellplatz für 20 Fahrzeuge. Für SEK 170 kann man für 24 Stunden dort stehen. Außer einem tollen Blick auf die Schären bietet der Platz allerdings nichts: keine Ver- und Entsorgung, kein Wasser, kein Strom. Wasser hatte ich genug und die Akkus waren auch voll, sodass ich eine Nacht problemlos überstehen würde.

 

"1658 kam Marstrand zu Schweden, und über der Stadt wurde 1689 die mächtige Festung Carlsten (Carlstens fästning) erbaut. 172 Stufen führen auf den Turm hinauf. Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts war aufgrund des reichen Heringsfischfangs eine neue Blütezeit für Marstrand. 1775 wurde Marstrand Freihafen; dieser Privileg wurde jedoch 1794 wieder aberkannt.
Im 19. Jahrhundert stagnierte die Entwicklung der Stadt. Man versuchte, sich als Badeort zu profilieren, und als König Oscar II. gegen Ende des Jahrhunderts seine Sommer hier verbrachte, wurde Marstrand zu einem der wichtigsten Badeorte an der Westküste."

Quelle: Wikipedia

Das Zentrum ist etwa 1,5 Kilometer vom Stellplatz entfernt und fußläufig zu erreichen. Die Festung ist schon von Weitem zu sehen. Eine Fähre bringt mich für SEK 34 (Hin- und Rückfahrt) auf die Festungsinsel. Der Stadtkern besteht aus gut erhaltenen alten Holzhäusern. Wären die Häuser rot statt gelb, könnte man meinen, in Bullerbü zu sein. Der Aufstieg zur Festung ist ziemlich steil. Der Ausblick über die Schären von dort oben entschädigt für die Anstrengung. Blaues Wasser, blauer Himmel, Sonne. Wundervoll. Schaut man über die Festungsbrüstung, schmeißt einen der Wind von der Seeseite her fast um.

Den gesamten Nachmittag hatte ich dort verbracht: Capuccino in der Sonne trinken, auf einer der zahlreichen Bänke immer mal wieder sitzenbleiben und zum Schluss bei Coop noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Herrlich. Gegen 17:30 Uhr brachte mich die Fähre in zwei Minuten wieder auf die andere Seite.

Natürlich weiß ich nicht, was ich in den nächsten Tagen noch alles zu sehen bekomme. Aber Marstrand gehört sicherlich in die Top 5 dieser Reise.

Sonntag 18. September

Abends

Marstrand - Lysekil

In der Nacht gab es immer wieder Gewitter und heftigen Regen, der lautstark auf das Blechdach trommelte. An einen durchgehenden Schlaf war nicht zu denken. Ziemlich gerädert bin ich gegen 8:00 Uhr aufgestanden. Ohne Kaffee und Frühstück habe ich den Übernachtungsplatz in Marstrand verlassen. Es war zwar inzwischen trocken, die Straßen jedoch führten teilweise noch viel Regenwasser. Es war wenig Verkehr an diesem Sonntagmorgen. Der erste Teil der Strecke war identisch mit der gestrigen. Aber was für ein Unterschied, wenn das Wetter nicht mitspielt. Hatte ich gestern die Fahrt nach Marstrand im strahlenden Sonnenschein genossen, wirkte die Gegend heute bei trübem Wetter richtig trist. Dinge, die mich gestern noch begeistert hatten, waren heute eher unscheinbar.
Aber das Wetter besserte sich und die Sonne kam durch. Nach etwa zwei Stunden und einer kostenfreien Fährfahrt erreichte ich Lysekil. Die beiden Stellplätze in der Stadt lagen zwar zentral, sagten mir aber überhaupt nicht zu. Es waren mit drei Meter hohen Maschendraht eingezäunte Grandplätze. Glücklicherweise gibt es einen dritten Stellplatz (Valbodalen), der direkt an einer Werft mit angeschlossenem Yachthafen liegt und von unzähligen Schärenfelsen umgeben ist. Endlich wieder Schiffe! Hier gab es weder an der Lage noch an der Ausstattung etwas auszusetzen. Bezahlt wird über die Webseite der
> Betreibergesellschaft per Kreditkarte (SEK 220 inklusive allem).
In den Jahren 2020 und 2021 haben örtliche Handwerksfirmen einen Bohlenweg um die felsige Küste herum bis in die Stadt gebaut, was von der Kommune finanziert wurde. Da die Küste geschwungen ist, ist die Strecke etwa doppelt so lang wie die direkte über die Straße (4 statt 2 Kilometer), die aber langweilig nur geradeaus verläuft. Da sich die Wolken inzwischen vollständig verabschiedet hatten, kam natürlich nur der Bohlenweg in die Stadt infrage. Auch der Rückweg.

"Lysekil wurde das erste Mal in Dokumenten um 1570 erwähnt. Damals war es ein Fischerdorf, das im 18. Jahrhundert einen Aufschwung erlebte. 1836 wurde es zum Markt und 1903 zur Stadt erhoben. 1847 wurde eine Kuranstalt eröffnet und die Stadt entwickelte sich zu einem gut besuchten Badeort. Zur selben Zeit begann die Industrialisierung im Bereich der Lebensmittelindustrie (Konservenfabriken) und Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Skandiawerke (Schiffsmotoren) gebaut. Trotz der Industrialisierung ist Lysekil ein wichtiger Fremdenverkehrsort an der schwedischen Westküste."

Quelle: Wikipedia

Nach dem recht ordentlichen Fußmarsch habe ich den sonnigen Spätnachmittag im Liegestuhl vorm Auto mit Blick auf die Schärenküste genossen. Der später folgende Sonnenuntergang war phänomenal.

Alleine schon der Bohlenweg rechtfertigt die Aufnahme in die Top 5.

Montag 19. September

Lysekil - Smögen - Munkebol

Zum Abschluss meiner Schärentour wurde der Fischerort Smögen besucht. Zugegeben, der Abschied aus Lysekil fiel nicht leicht. Aber ich wollte noch mehr entdecken und bereitete alles für den Start vor. Die Sonne strahlte vom wolkenlosen Himmel, und dennoch waren es nur 8° draußen.

Smögen erreichte ich nach einer guten dreiviertel Stunde. Gleich am Ortseingang überspannt eine große Brücke den Sund und der Blick nach links und rechts war einfach toll. Auf beiden Seiten reihten sich rot-weiß gestrichene Fischerhütten aneinander. Davor lagen fest vertäut die schneeweißen Boote. Wegen des felsigen Untergrundes ordneten sich die überwiegend weiß und gelb gestrichenen Häuser terrassenförmig an. Der Kirchturm und der Wasserturm überragen alles.

Am neuen Hafen fand ich schnell einen Parkplatz. Mit der App EasyPark, die ich auch zuhause nutze, konnte ich die Parkgebühr in Höhe von SEK 25 problemlos zahlen. Die Sonne strahlte zwar immer noch vom wolkenlosen Himmel, aber der Wind war bitterkalt. Da die Stadt nicht allzu groß ist (1.200 Einwohner), sind die Sehenswürdigkeiten wie die Smögenbryggan schnell erforscht. Nach einer Stunde ging ich zurück zum Auto.

Und nun?

Wie soll es denn jetzt weitergehen? Natürlich hatte ich mir im Vorwege Gedanken gemacht. Eine Idee, die mich schon seit Monaten umtreibt, war der Wunsch, Schwedens höchste Passstraße Flatruet zu besuchen (965 Meter üN). In den Sommermonaten ist der Ort völlig überlaufen, weshalb ein Besuch zu der Zeit keinen Sinn macht. Aber jetzt, Ende September, kann man einen Versuch wagen. Immerhin ist das eine Entfernung von Smögen aus von 650 Kilometer. Machen? Na klar!

"Die Straße wurde 1938 gebaut und stellt die zweite Anbindung nach Ljungdalen dar. Die andere Straße nach Åsarna wurde schon 1922 gebaut. Bis dahin war Ljungdalen nur mit Pferd und Schlitten im Winter und zu Fuß im Sommer erreichbar .

Die Aussicht auf dem Flatruet ist zu jeder Jahreszeit beeindruckend und vom Parkplatz in der Mitte des Passes kann man schön Wandern - Sommers wie Winters.

Wenn man das Flatruet im Winter zur Anreise aus Süden nutzen will, bedarf es ein wenig der Vorplanung, denn nachts (22.00 Uhr bis 6.00 Uhr) und bei schlechtem Wetter ist die Straße gesperrt.

Kommt man über Särna, trifft man 3 km hinter Fünesdalen, wo man nach Ljungdalen abbiegen muss, auf eine elektronische Hinweistafel. Wenn deren Lichter blinken, ist die Straße geschlossen."

Quelle: Ljungdalen Information

In einem Stück wollte ich die Strecke nicht fahren, sondern eher in zwei Etappen. Mein Smögenbesuch war gegen 11:30 Uhr beendet und Google Maps suchte mir die bestmögliche Strecke heraus.

Gegen 17:00 Uhr und insgesamt fast 400 gefahrenen Kilometern meldete sich meine Kondition und der Hunger und verlangten nach einem Übernachtungsplatz. Den fand ich an der RV 62 in der Nähe des Ortes Munkebol am Fluss Klarälven. Betrieben wird der Platz von einem örtlichen Verein. Grillhäuschen mit Feuerholz, frisches Quellwasser und Plumpsklos stehen kostenfrei bereit.  Müde und  satt bin ich heute früh eingeschlafen.

Dienstag 20. September

Munkebol - Flatruet

Und weiter ging es Richtung Norden über die RV 62. Durch Umleitungen und Strassensperrungen sind es heute doch wieder mehr als 350 Kilometer geworden. Und dennoch war die Route wieder sehr schön. Mit gemütlichem Reisetempo von höchstens 80 km/h schlängelten sich die Straßen durch das herbstliche Land. Es war kaum Verkehr hier oben. Die Hügel sind meistens mit Nadelhölzer bewachsen, das inzwischen gold-braune Laub der Birken setzt wunderschöne Farbtupfer zwischen dem Grün.

Die letzten 26 (!!) Kilometer bis zum Ziel ging es über eine Schotterpiste immer höher hinauf, bis die 965 Höhenmeter auf dem Plateau erreicht waren. Gegen 14:00 Uhr hatte ich es geschafft. Es war zwar wolkig, aber es herrschte klare Sicht auf die Berge. Das ist nicht immer so, hatte ich gelesen. Draußen war es mit 2° bitterkalt und es blies ein eisiger Wind. Bäume, die Schutz hätten bieten können, gab es hier oben nicht. Nur Moose und Flechten.

Nach zwei Stunden fuhr ich weiter in die andere Richtung, die diesmal "nur" 16 Kilometer Schotterpiste anzubieten hatte. Gegen 17:30 Uhr hatte ich meinen heutigen kostenfreien Übernachtungsplatz gefunden. Natürlich wieder an einem See.

Obwohl Flatruet ein unwirtlicher Ort ist, strahlt er doch etwas Mystisches aus und kommt deshalb in die Top 5 der Tour.

Mittwoch 21. September

Åsarna - Sundsvall - Saltvik

Frisch war es heute morgen. Die Wiesen und das Unterholz neben der Straße waren überfroren. Über dem See, dessen Wasser offensichtlich wärmer als die Luft war, bildete sich Nebel. Die Sonne bahnte sich trotzig ihren Weg und löste den Raureif nach und nach auf.

 

Flatruet war die nördlichste Station auf meiner Tour. Ich wollte jetzt Richtung Osten an die Ostsee, um von dort langsam wieder in den Süden zu fahren.

Die Fahrstrecke heute betrug 220 Kilometer. Von Sundsvall, das bereits an der Küste liegt, ging es über die E4 weiter nach Hudiksvall. Da mir die Stellplätze dort nicht gefielen, bin ich 30 km weiter nach Saltvik gefahren, das an einer sehr kleinen Marina liegt (SEK 160 inklusive Strom und WC). Bis auf drei Boote waren alle anderen Schiffe bereits im Winterlager.

Bei Hafenmeister Mats hatte ich mich telefonisch gemeldet. Kurze Zeit später kam er vorbei. Dieser Platz ist eigentlich nur über die Bezahl-App Swish zu bezahlen, die wiederum ein schwedisches Bankkonto voraussetzt. Da ich das nicht habe, einigten wir uns auf € 20 in bar.

 

Nach den letzten fahrintensiven Tagen gab es heute endlich mal wieder einen langen Spaziergang an der Ostseeküste entlang. Herrlich!

Donnerstag 22. September

Saltvik - Furuvik

Das heutige Ziel war zuächst Gävle, um die Vorräte beim Lidl aufzufüllen. Im 15 Kilometer entfernten Furuvik hatte ich dann den nächsten Übernachtungsplatz direkt an der Küste gefunden. Der Stellplatz war wegen Saisonende personell nicht mehr besetzt, aber im angrenzenden Hotel konnte ich an der Rezeption einchecken (SEK 295 inklusive Strom, Dusche, WC, Ver- und Entsorgung). Außer mir standen noch zwei weitere Camper auf dem Platz.

 

Die Küste ist fast bis an den Strand mit hohen Kiefern bewachsen. Ein gut befestigter Weg lud zu einem zweistündigen Spaziergang ein. Die Luft war fantastisch, ein Gemisch aus Kiefernnadeln und Seeluft. Die Temperatur war mit 13° angenehmer als die vergangenen Tage. Sonne und Wolken teilten sich den Himmel.

 

Der Abend endete mit essen, lesen und den Weg für den nächsten Tag planen. Eigentlich wie immer.

 

Freitag 23. September

Furuvik - Oxelösund

Bevor es heute losging, musste das Fahrzeug erst einmal einer gründlichen Innenreinigung unterzogen werden. Man glaubt gar nicht, wie viel Staub sich in den paar Tagen ansammelte. Und die Frontscheibe musste von unzähligen Insekten befreit werden. Eine prima Beschäftigung, um in den Tag zu starten.

 

Weiter ging es Richtung Süden auf der E4. Da ich Stockholm bereits kenne, habe ich den Großraum weiträumig umfahren. Im Vergleich zu den letzten Tagen hatte der Verkehr ziemlich zugenommen. Kein Wunder, leben doch fast 20% der schwedischen Gesamtbevölkerung (etwa 10,5 Millionen) in der Hauptstadt.

 

Bei Nyköping verließ ich die E4 und bin 13 Kilometer auf der RV 53 Richtung Küste gefahren, bis ich Oxelösund erreicht hatte. Auch hier das gleiche Problem: Zahlung nur per Swish. Der Hafenmeister Kjell war nach meinem Anruf schnell in seinem Ford Ranger zur Stelle und akzeptierte ebenso meine gebotenen € 20 in bar. Er war sehr auskunftsfreudig und erklärte alles. Er übergab mir sogar einen kleinen Faltplan der Umgebung und machte mich auf das Naturreservat Femörehuvud aufmerksam, das fußläufig erreichbar war. Was für ein Service! Das musste ich mir natürlich ansehen.

 

Der Weg führte über Naturpfade und teilweise felsigem Untergrund bis an die Küste, die von riesigen Felsbrocken aus der letzten Eiszeit geschützt wurde. Ein typischer Schärengürtel. Am Kap der Halbinsel stand ein Leuchtturm, der den Schiffen den Eingang zum Hafen wies. Ein tolles Erlebnis in der nachmittäglichen tiefstehenden Sonne. Nach zwei Stunden war ich zurück am Camper.

 

Am Abend gönnte ich mir zur Belohnung meiner Tagesleistung ein leckeres Fischgericht im nahen Restaurant. Natürlich mit Blick auf Yachthafen und Schären.

 

Samstag 24. September

Oxelösund - Söderköping

Über die E4 und später über die E22 ging es etwa 100 Kilometer bis nach > Söderköping, das wir bereits im Juli 2022 besucht hatten. Den > Platz  hatte ich sofort gefunden, die Erinnerung an den Weg dorthin war noch frisch. Haben wir damals in der Hochsaison gerade noch einen der letzten freien Stellplätze bekommen, hatte ich heute freie Auswahl. Zwei weitere Camper teilten sich das riesige Areal mit mir. Bis auf Strom gibt es für SEK 185 komplette Ver- und Entsorgung. Duschen und WC gibt es im Servicegebäude des Gasthafens, das etwa 300 Meter vom Platz entfernt liegt und mit einem Zugangscode gesichert ist. Der Code hatte sich seit dem Sommer nicht geändert.

 

Wie unterschiedlich Stimmungen doch sein können. War das Örtchen, das direkt am Göta Kanal liegt, im Sommer noch proppevoll mit Touristen, war die Besucherzahl heute trotz Wochenende doch eher übersichtlich. Das einzig Turbulente war der Flohmarkt am Marktplatz. Der nebenan liegende Park war von der Stadtverwaltung mit Kürbissen überall schon herbstlich geschmückt. Fast alle Parkbänke waren besetzt, jeder wollte noch einmal die herrliche Nachmittagssonne genießen. Ich auch. Einige Restaurants und Eisdielen waren schon geschlossen. Der Ausflugsdampfer, der von Söderköping aus Fahrten ins Schärengebiet anbietet, ist bereits im Winterschlaf.

 

Beide Jahreszeiten haben ihren Charme. Das Städtchen mit seinen 7.000 Einwohnern hat Flair, ich mag es.

 

Und es kommt natürlich in die Top 5 dieser Reise.

 

Sonntag 25. September

Söderköping -Påskallavik

Heute war nicht mein Tag. Die Stellplatzsuche gestaltete sich schwierig. Nachdem wir im Sommer schon Probleme hatten, in Västervik einen Stellplatz zu buchen, wagte ich einen erneuten Anlauf. Aber auch heute gelang es aufgrund instabiler Mobilfunknetze nicht. War ich endlich auf der Webseite des Betreibers, brach das Netz während meiner Dateneingabe ab. Mehrere Versuche blieben erfolglos. Der zweite mögliche Stellplatz wenige hundert Meter weiter hatte bereits Saisonende und war geschlossen. Somit bleibt Västervik weiterhin ein unbesuchter Ort,.

 

Im 80 Kilometer entfernten Påskallavik habe ich am Gästehafen einen Platz mit Stromanschluss gefunden. Nachmittags kam der Hafenmeister vorbei und nahm die angebotenen € 20 dankend entgegen. Dafür erhielt ich den Zugangscode zu den Sanitärräumen. Eine schöne Sicht über die Ostsee gab es gratis dazu.

 

Abends stellte ich dann fest, dass der Kühlschrank im Gasbetrieb nicht funktioniert. Ärgerlich, zumal erst vor wenigen Wochen der Brenner wegen dieses Fehlers bereits getauscht wurde. Nun ja, abends habe ich meistens Strom und kann den Kühlschrank damit betreiben. Nur während der Fahrt ist keine Kühlung möglich. Bei den momentanen Temperaturen ist das nicht weiter dramatisch.

 

Påskallavik ist ein hübscher kleiner Fischerort und bietet neben dem Hafen eine Tankstelle, einen Coop Supermarkt und mehrere Restaurants. Ein Spaziergang an der Küste beendete den Tag.

 

Montag 26. September

Påskallavik - Bläsingehamn/ Öland

Von Kalmar aus fuhr ich über die Brücke, die das Festland seit 1972 mit der Insel Öland verbindet. Auf 153 Betonpfeilern spannt sie sich über eine Länge von 6.070 Meter. Ein imposantes Bauwerk.

Öland hat eine Länge von 137 Kilometer und misst an der breitesten Stelle 16 Kilometer. Ich wollte mir den Süden der Insel ansehen.

 

Der Stellplatz, den ich herausgesucht hatte, liegt im Osten an einem sehr kleinen Fischereihafen und war gut besucht. Mit dem Auto fährt man fast direkt an die Wasserkante. Der Strand ist kilometerweit und tonnenweise mit Seetang bedeckt, das den typischen Ostseegeruch verbreitet. Das ist schon ziemlich penetrant, aber man gewöhnt sich dran. Badespaß im Sommer kann ich mir hier gar nicht vorstellen.

 

Auch hier konnte ich für € 20, die im Umschlag in einem Briefkasten verschwanden, übernachten. Sobald man sich per SMS (!) beim Betreiber mit Autokennzeichen anmeldet, erhält man den Zugangscode für die sehr einfachen Sanitäranlagen, ebenfalls per SMS. Die Anlagen waren so schmuddelig, dass ich auf eine Nutzung verzichtete.

Hier herrscht Abgeschiedenheit pur. Das Dörfchen Bläsinge liegt gut zwei Kilometer vom Hafen entfernt. Außer die Küste entlang wandern oder auf der Landstraße ins Dorf gehen, kann man hier nichts unternehmen. So kamen insgesamt immerhin neun Kilometer Fußmarsch zusammen.

 

In der Abenddämmerung flogen Dutzende Gänse und Kraniche in Keilformation von den Salzwiesen zurück in ihre Quartiere. Ein sensationelles Schauspiel.

 

Die Nacht war stürmisch, der Wind blies frontal auf das Auto. Aber auch daran hatte ich mich irgendwann gewöhnt und schlief ein.

Dienstag 27. September

Bläsingehamn/ Öland - Ekenäs

Es ging zurück aufs Festland. Aber bevor es soweit war, wurden zwei Sehenswürdigkeiten angesteuert. Der erste Stop führte mich bei Sonnenschein und 16 Grad nach Eketorp. Hier gibt es eine Burganlage aus dem dritten Jahrhundert zu bestaunen.

 

"Die erste Burganlage in der unwirtlichen Gegend im Süden Ölands wurde in der Eisenzeit (etwa 300 n. Chr.) errichtet, bis ins 13. Jahrhundert in drei Phasen um- und ausgebaut und zur Zeit der Christianisierung aufgegeben.

Die Burg des 4. Jahrhunderts war eine runde Anlage mit einem Durchmesser von etwa 57 Metern, von der im Wesentlichen die Ringmauer und die radiale Innenbebauung gesichert sind. Im 5. Jahrhundert wurde sie abgerissen und um das alte Zentrum eine neue Ringmauer mit einem Durchmesser von etwa 80 Meter errichtet. Es gab innerhalb der Ringmauer etwa 50 Zellen, die teils an der Innenseite der Mauer, später auch im Zentrum, standen.

Ende des 7. Jahrhunderts wurde die zweite Anlage aufgegeben und blieb etwa 300 Jahre ungenutzt. Im 11. Jahrhundert wurde die Ringmauer wieder aufgebaut, die steinerne Innenbebauung jedoch durch Holzhäuser ersetzt. Dafür gab es einen zweiten äußeren Ringmauersektor, durch den, gegen den Uhrzeigersinn gerichtet, also militärisch unsinnig, der Zugang zur Anlage geregelt wurde. Die einst dreitorige Anlage wurde zu dieser Zeit auf einen Zugang beschränkt. Es gibt 15, vermutlich sogar weitere 18, solche Anlagen auf Öland.

Die Ringmauer und die mit Zinnen versehene Brustwehr wurden nach der Art der zweiten Siedlung wieder aufgebaut. Die Innenbebauung besteht aus Steinhäusern der zweiten und Holzhäusern der dritten Nutzungsphase. Die Einordnung der Burg Eketorp als Fluchtburg ist umstritten."

Quelle: Wikipedia

Was für ein beeindruckendes Bauwerk! Nachdem ich den Innenring der Burg betreten hatte, fühlte ich mich um Jahrhunderte zurückversetzt (ich war übrigens ganz alleine, es gab keine weiteren Besucher) und musste an die Netflixserie "Vikings" denken.

Die Burg hat es verdient, in denTop 5 dabei zu sein.

Gräberfeld Gettlinge

Von der Ost- an die Westküste sind es hier im "schmalen" Süden lediglich acht Kilometer. Hat man die Küste im Osten gerade verlassen, taucht nach kurzer Zeit auf der anderen Seite schon wieder Wasser auf. Die Straßen auf beiden Seiten verlaufen etwas erhöht, sodass man eigentlich fast immer Ostseeblick hat.

Das Gräberfeld Gettlinge ist mit einer Länge von fast zwei Kilometern eines der größten Gräberfelder auf Öland. Riesige Findlinge, in Form eines Schiffes aufgestellt, markieren die Gräber und stammen aus der Bronze- und Eisenzeit. Natürlich gibt es auch von hier Meerblick.

Unterwegs gab es immer wieder sogenannte Bockwindmühlen zu bestaunen, die heute allerdings nicht mehr im Betrieb sind. Bis 1850 soll es 2.000 davon auf Öland gegeben haben. Heute sind es noch etwa 300. Und es werden von Jahr zu Jahr weniger, denn es fehlt das Geld für die Instandhaltung. Schade.                        

Zu meinem Quartier nach Ekenäs waren es noch rund 70 Kilometer. Natürlich übernachte ich wieder an einem Yachthafen. Der kräftige Wind lässt die Takelage der Segelboote ordentlich "singen". Nachmittags schaute der Hafenmeister vorbei und buchte SEK 185 von meiner Kreditkarte ab. Dafür gab es Strom, WC und Dusche. Nachmittags kamen weitere Wohnmobile an. Der Platz war danach belegt (4 Plätze).

Die > Ekenäs Hantverksbakeri ist absolut empfehlenswert und einen Besuch wert. Kuchen und Kekse aller Art werden manuell hergestellt. Auch diverse Brotsorten werden von Hand gefertigt. Die Waren sind nicht ganz billig, aber den Preis allemal wert. Vor allem das Landbrot war sehr schmackhaft.

 

Leckeres Landbrot

Leckeres Landbrot

Mittwoch 28. September

Ekenäs

Sturm, Regen und Gewitter treffen auf die Küste. Ganz Südschweden ist von dem Tief betroffen, das sich zumindest heute austoben wird. Ein Standortwechsel macht deshalb keinen Sinn und so verbringe ich einen weiteren Tag in Ekenäs und werde mich wetterbedingt wohl überwiegend im Camper aufhalten. Ich habe genug Beschäftigungen, keine Sorge. Und Proviant ist auch ausreichend vorhanden.

Und damit beende ich den bisher wohl kürzesten Blog.

Auf wiedersehen, Schweden!

Fahne Schweden

Donnerstag 29. September

Ekenäs - Malmö

Gegen 6:30 Uhr war ich heute morgen wach. Es regnete immer noch. Eigentlich wollte ich erst gegen 10:00 Uhr starten. Da ich mich wetterbedingt gestern überwiegend im Auto aufgehalten hatte, wollte ich los, ich war irgendwie unruhig. Um 7:45 Uhr war Abfahrt.

Für die Strecke von Ekenäs nach Malmö mit 260 Kilometer hatte Google etwas mehr als drei Stunden veranschlagt. Und so war es auch. Kurz nach 11 erreichte ich den außerhalb Malmös liegenden > Stellplatz (SEK 250 inklusive allem). Für eine Übernachtung ist der Platz völlig in Ordnung. Von hier aus ist schon die Oeresundbrücke zu sehen. Wer eine Stadtbesichtigung plant, sollte den stadtnahen Stellplatz wählen.

Von hier aus geht es morgen früh über die Oeresundbrücke nach Rødbyhavn/DK, um von dort mit der Fähre nach Puttgarden überzusetzen. Irgendwann am Freitagnachmittag werde ich zuhause sein.

Oeresundbrücke

Oeresundbrücke

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Fazit

Auch der Herbst ist eine schöne Reisezeit und absolut zu empfehlen. Besonders in den höheren Regionen zeigte sich bereits Mitte September eine grandiose bunte Herbstlandschaft. Die touristischen Hotspots sind nicht mehr überlaufen im Vergleich zum Hochsommer. Die Stellplatzsuche war zwar grundsätzlich einfacher als im Juli, aber ich habe wegen des teilweise bereits erfolgten Saisonendes bei einigen Betreibern nicht überall bleiben können.

 

Wetter

Mit dem Wetter hatte ich ausgesprochenes Glück. Im Schärengarten waren es tagsüber  mindestens 13°. Regen war nicht der Rede wert. In den Höhenlagen allerdings waren die Abende und Nächte schon recht frisch, sodass geheizt werden musste. Auch leichter Nachtfrost mit wenigen Minusgraden kam vor. Umso schöner war die klare Luft am nächsten Morgen.

Straßen

Die sind auch weiter nördlich in einem guten Zustand und lassen eine moderate Geschwindigkeit von 80 km/h zu. Das ist für mich ein ideales Reisetempo. Je weiter man nach Norden kommt, desto geringer wird das Verkehrsaufkommen. In den späten Nachmittagsstunden, wenn die Sonne bereits tiefer steht, muss man die Straßenränder gut beobachten. Rentiere kreuzen häufig unvermittelt die Fahrbahn. Einmal konnte nur eine Vollbremsung eine Kollision verhindern. Also Obacht!

An- und Abreise

  • Die Hinfahrt erfolgte über das dänische Grenå. Von meinem Wohnort bis dorthin sind es 400 Kilometer. Die Fähre von Grenå nach Halmstad (Stena Line) braucht viereinhalb Stunden und kostet etwa € 160, je nach Fahrzeuggröße.
     

  • Auf der Rückfahrt habe ich von Malmö die Oeresundbrücke (€ 55) sowie die Fähre Rødbyhavn/ Puttgarden (€ 81) genutzt. Auch auf dieser Route sind es ca. 400 Kilometer insgesamt von Malmö bis zu meinem Heimatort.
     

  • Die dritte Variante: A7 über Flensburg, Kolding, Odense und die beiden Brücken Storebelt und Oeresund (Maut zusammen etwa € 100) bis nach Malmö. Fahrstrecke 495 km.
     

  • Im Juli hatten wir die Fährverbindung Trelleborg/ Travemünde mit der TT Linie genommen. Für die neunstündige Überfahrt wurden inklusive Kabine € 235 berechnet.

Also: alle Möglichkeiten sind in Ordnung und können uneingeschränkt empfohlen werden. Bei den Varianten 1 bis 3 muss man natürlich für die Fahrstrecken den zusätzlichen Dieselverbrauch (etwa 10 Liter pro 100 km) mit berechnen und ebenso die Fahrzeit mit einbeziehen. Preislich liegen dann alle vier Varianten in etwa gleich auf.

Mir persönlich hat die Verbindung Trelleborg/ Travemünde am besten gefallen. Nimmt man die Nachtfähre mit Kabine, erreicht man am nächsten Morgen Trelleborg bzw. Travemünde und kann ausgeruht in den Tag starten.

Noch einmal nach Schweden? Aber sicher! Irgendwann.

Die Tour Schweden

Die Strecke - 2.500 Kilometer

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